Traditionelle Kulturform im Berchtesgadener Land
In die Bio-Landwirtschaft ist Franz Keilhofer reingewachsen und für ihn ist klar, dass er den Betrieb und seine Wirtschaftsform beibehalten möchte. Dabei geht es ihm nicht um maximalen Ertrag, sondern darum, langfristig die Artenvielfalt zu erhalten.
Wer ich bin: Mein Name ist Franz Keilhofer, ich bin selbstständiger Drechsler und habe im Januar
2024 den Nebenerwerbsbetrieb meines Vaters übernommen.
Wie alt ich bin: 37
Wo ich lebe: in Bischofswiesen im Berchtesgadener Land, am Fuße des Watzmanns
Was ich bewirtschafte: Die Flächen im Berchtesgadener Land sind von Natur aus kleiner, unser
Betrieb hat 7 ha Weidefläche und 7 ha Wald mit überwiegend Nadelholz. Vor der Hofübergabe hatten
wir Ochsen als Schlachtvieh, doch momentan halten wir keine. Als Nebenerwerbslandwirt habe ich die
Möglichkeit, mich dieses Jahr zu orientieren und nicht direkt da weitermachen zu müssen, wo mein
Vater aufgehört hat. Wir betreiben aber weiterhin die hier klassische traditionelle Kulturform:
zweimal Mähen plus Herbstweide.
Wer mir hilft: Wir arbeiten schon länger gemeinsam, daher verlief die Übergabe sehr nahtlos.
Mein Vater war schon immer derjenige, der viel Stallarbeit gemacht hat. Da das ohne die Ochsen wegfällt,
ermöglicht es meinen Eltern, das zu machen, worauf sie Lust haben. Ich mach dann halt den
Rest. (lacht)
Warum ich gerne Bio-Landwirt bin: Ich bin da reingewachsen. Meine Eltern waren mit die
Ersten in der Region, die auf Bio umgestellt haben, und dadurch habe ich das als etwas ganz Alltägliches
erlebt. Wenn ich bei uns auf die Felder schaue, sehe ich, was da wächst und blüht. Für mich war
klar, dass ich die Natur in dieser Vielfalt erhalten möchte, und das ist auch das, wofür Biolandwirtschaft
in meinen Augen steht: Es geht nicht immer um maximalen Ertrag, sondern darum, langfristig
die Artenvielfalt zu erhalten.
Warum ich Mitglied im Biokreis bin: Meine Eltern haben sich damals die verschiedenen Verbände
angeschaut und dann einfach aus dem Bauch heraus entschieden, wer ihnen am sympathischsten ist.
Ich habe über die letzten 20 Jahre erlebt, dass meine Eltern mit dem Biokreis immer zufrieden waren,
und dadurch ist für mich klar, dass ich auch weiterhin im Biokreis bleibe.
Was meinen Betrieb zukunftsfähig macht: Genau das möchte ich in diesem Jahr herausfinden –
ob ich eher in Richtung Bestellvieh gehe oder eventuell Förderungen durch die untere Naturschutzbehörde beantrage. Klar ist, dass der Bedarf nach hochwertigem Futter da ist, und für mich steht fest, dass ich einen guten Abnehmer für unser Futter finde. Auch die Kombination mit unserem Wald und meiner Drechslerei stimmt mich schon sehr zuversichtlich, dass das alles funktioniert.
Was meinen Alltag bereichert: Der Hof und die Landwirtschaft geben mir die Möglichkeit, im
Einklang mit den Jahreszeiten zu leben. Im Sommer läuft die Feldarbeit, im Herbst werden die Felder
und der Hof für den Winter fit gemacht. Dann bekomme ich viel Holz, das ich dann bis in den Frühling
verarbeiten kann. Eigentlich gibt es für jede Aufgabe am Hof die richtige Jahreszeit, und so habe
ich auch im Jahreswechsel sehr unterschiedliche Tätigkeiten.
Was sich ändern muss: Mir ist es wichtig, dass die Landwirtschaft mehr an den Standort angepasst
wird. Bei uns sind die Flächen sehr klein und der Haupterwerb nur schwer möglich, weshalb hier
viele Landwirt:innen die Erhaltung der Kulturlandschaft vorantreiben. In der Landwirtschaft geht es
aber viel um Effizienzmaximierung, und die macht nicht überall Sinn. Es wird versucht, eine Einheitsgröße
bei den Förderungen zu schaffen, aber ich würde mir wünschen, dass mehr auf die Bewirtschaftungs- und
Hofformen eingegangen und dafür passende Förderungskonzepte entwickelt werden.
Wer ich in zehn Jahren sein werde: Im Endeffekt bin ich gerade genau da, wo ich sein möchte,
und hoffe, da auch in zehn Jahren noch zu stehen. Schön wär’s, wenn ich mir dieses Bauer-Sein, den
Hof und die Felder mit ihrer biologischen Vielfalt weiterhin erhalten kann.