Mit organischem Wachstum zu einem erfolgreichen Betrieb
Martin Stiegler bewirtschaftet mit seiner Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb mit mehreren Standbeinen. Mit Hühnern im Haselnussfeld und durchdachter Direktvermarktung überzeugte er dieses Jahr die Jury des CERES AWARD und wurde zum “Landwirt des Jahres 2024” gekürt!
Wer ich bin: Martin Stiegler
Wie alt ich bin: 31
Wo ich lebe: im fränkischen Gonnersdorf bei Cadolzburg
Was ich bewirtschafte: Wir sind ein Familienbetrieb; das ist mir ganz wichtig zu betonen. Wir bewirtschaften 50 Hektar Land, auf dem wir Bio-Zuckerrüben, -Weizen und -Erbsen anbauen. Außerdem halten wir 1.600 Hühner, haben Pensionspferde und natürlich auf etwa zehn Hektar unseren Haselnussanbau.
Wer mir hilft: Ganz viel mein Vater und meine Mutter, sowie meine Freundin und ihre Mutter – die fest mit am Betrieb sind. Wir haben einen festangestellten Mitarbeiter für die Landwirtschaft und zwei Minijobber, je nach Ernte und Saison kommen noch weitere dazu.
Warum ich gerne Bio-Landwirt bin: Weil es mir die Möglichkeit gibt, nachhaltig zu wirken. Für die Zukunft und die künftigen Generationen.
Warum ich Mitglied im Biokreis bin: Der Biokreis ist ein sehr nahbarer Verein, und ich schätze den guten Umgang miteinander. Die Menschlichkeit, auch mal zu sagen „Du das weiß ich gerade nicht, aber ich kümmere mich drum“, gefällt mir, und ich weiß, dass ich mich auf die Aussage und die Mitarbeitenden verlassen kann.
Was meinen Betrieb zukunftsfähig macht: Ich denke, die Vielseitigkeit, mit der wir den Betrieb führen. Wir haben mehrere Standbeine, die wir als kleiner Betrieb auch brauchen, um mal eine schlechte Ernte zum Beispiel durch die Hühner oder Pensionspferde ausgleichen zu können. Und wir sind beim Thema Wasser sehr innovativ. Schon vor 20 Jahren hat mein Vater Rückhaltebecken gebaut, und jetzt haben wir auch ein Speicherbecken, das uns ermöglicht, alle Flächen bewässern zu können.
Was meinen Alltag bereichert: Ich habe zwar eine gewisse Struktur, aber kann meine Aufgaben am Tag frei wählen. Ich mach´ die Terrassentür auf und stehe auf meiner Arbeit, habe die Freiheit, den Tag so zu gestalten, wie ich möchte. Manchmal suche ich eine Aufgabe, bei der ich nicht viel nachdenken muss, manchmal genau das Gegenteil. Es macht mir Spaß, die vielseitigen Aufgaben miteinander zu kombinieren.
Was sich ändern muss: Die bürokratischen Hürden, die wir als Betriebe nehmen müssen. Die Auflagen und Kontrollen sind zu groß, die Landwirtschaft ist der am stärksten überwachte Berufsstand, und das passt nicht zu der Tatsache, dass wir die Menschen ernähren sollen. Das Thema Arbeitskräfte und Klimawandel spielen hier außerdem eine nicht planbare Rolle.
Wer ich in zehn Jahren sein werde: Immer noch der Martin Stiegler (lacht). Wir haben die Erfahrung gemacht, dass mit organischem, langsamem Wachstum ein erfolgreicher, gesunder Betrieb möglich ist, und wir wollen auch in Zukunft nicht „auf Teufel komm raus“ wirtschaften, sondern unseren Weg genau so weitergehen.
Wie fühlst du dich nach der Ernennung zum Landwirt des Jahres 2023 Der CERES AWARD für den Landwirt des Jahres ging 2023 an Biokreis-Mitglied Martin Stiegler. Bei der Preisverleihung in Berlin wurde der Landwirt für sein außergewöhnliches Betriebs- und Vermarktungskonzept rund um die Haselnuss geehrt. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen in der Landwirtschaft. Der CERES AWARD wird von dem landwirtschaftlichen Fachmagazin agrarheute in sieben Kategorien vergeben. Bewerben können sich alle landwirtschaftlichen Betriebe im deutschsprachigen Raum; eine Jury entscheidet über die Preisvergabe. Martin Stiegler gewann in der Kategorie „Junglandwirt des Jahres“ und qualifizierte sich damit für den Hauptpreis. ? Erstmal baff. Und unausgeschlafen. Es ist eine große Bereicherung und Wertschätzung für unsere Arbeit, und das freut mich sehr.