Wenn Stadtgrün zur Geldanlage wird

In Zeiten knapper Kassen und wachsender Klimakrise müssen Kommunen umdenken. Grünflächen sind nicht nur Kostenfaktor, sondern können auch finanziellen Mehrwert schaffen – etwa durch Waldgärten. Diese naturnahen Pflanzsysteme aus Obst- und Nussbäumen, Beerensträuchern, Kräutern und Wildgemüse liefern ökologische, soziale und wirtschaftliche Erträge über Jahrzehnte.
Waldgärten – Vom Förderprojekt zum lebendigen Ökosystem
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat in Berlin erprobt, wie diese Idee in der Stadt funktionieren kann und fördert das Projekt Waldgärten im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit Mitteln des Bundesumweltministeriums. Ein Waldgarten ist ein nach dem Vorbild natürlicher Wälder gestaltetes, mehrschichtig bepflanztes Areal, das essbare Pflanzen und ökologische Funktionen miteinander verbindet. Während der Projektlaufzeit von 2021 bis 2027 stehen rund 4,85 Millionen Euro Fördermittel des Bundes bereit, zudem beteiligt sich die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz des Landes Berlin (SenUVK) an der finanziellen Förderung. Das klingt viel, aber, sind die Pflanzen erst etabliert, sinken Pflege- und Bewässerungskosten deutlich, Düngung entfällt und der Boden regeneriert sich selbst. Gleichzeitig entstehen Einnahmequellen, etwa durch den Verkauf von Ernteüberschüssen, Umweltbildungsangebote oder Veranstaltungen.
Zu beobachten, wie alles wächst und gedeiht, welche Pflanzensymbiosen entstehen und wie sich eine einfache Grünfläche, ein Park oder ein bestehender Garten in einen Waldgarten verwandelt, das vereint Forschung, Umweltbildung und ganz einfache gärtnerische Neugier. Die Planung folgt dabei klaren Prinzipien, wie welche Pflanzen sich gegenseitig unterstützen, wo Schatten, wo Licht entsteht. Wie man ein stabiles, sich selbst tragendes Ökosystem schafft. Die Antworten auf diese Fragen führen zu einem lebendigen Raum, der Biodiversität fördert, das Mikroklima verbessert und den Boden schützt, privat ebenso wie mitten in der Stadt.
Warum Städte profitieren
Für Kommunen bieten Waldgärten mehrere finanzielle Vorteile: geringere Ausgaben für Pflege und Infrastruktur, da die Flächen weitgehend selbstregulierend sind. Langfristige Wertsteigerung durch höhere Bodenfruchtbarkeit und bessere Klimaanpassung sowie ein Zusatznutzen für Gesundheit, Bildung und Tourismus. Dazu kommen direkte Einnahmen aus Ernte, Kursen oder Veranstaltungen.
Waldgärten sind damit weit mehr als „schöne Parks“. Sie sind ein finanziell tragfähiges Modell für Stadtgrün und eine einmalige Investition, die sich auszahlt, wenn man nicht nur bis zur nächsten Haushaltsrunde denkt. Die Erträge steigen langsam, dafür entfallen viele laufende Kosten.
Das Konzept erinnert in seiner Grundidee an die Pariser Marktgärten des 19. Jahrhunderts. Damals versorgten hunderte kleiner, hochintensiver Gemüseanbauflächen die Großstadt Paris ganzjährig. (vgl. Artikel „Market Gardening“) Waldgärten arbeiten zwar weniger intensiv und setzen stärker auf Selbstregulation, doch auch sie können im urbanen Raum einen Teil der Versorgung übernehmen, etwa mit Nüssen, Obst und mehrjährigen Gemüsekulturen. Ökologisch angebaute Waldgärten können zu Erholungsräumen, kühlen Rückzugsorten im Sommer und Orten der Begegnung werden. Schulen können hier praxisnah Umweltbildung betreiben, Nachbarschaften gemeinschaftlich gärtnern und Städte ihre Klimabilanz verbessern. So wird aus einer einzelnen Investition ein wachsendes Kapital: ökologisch, sozial und ökonomisch.
Wer tiefer ins Thema einsteigen möchte: Auf der Website des BfN sowie auf urbane-waldgaerten.de gibt es ausführliches Info-Material zum Download.
Quelle: Bundesamt für Naturschutz (BfN), urbane-waldgaerten.de
