Braten vom Zweinutzungshahn – ein Geschmackserlebnis!
Immer wieder habe ich meinen Arbeitskolleg:innen vorgeschwärmt, wie gut ein Braten vom Zweinutzungshahn ist. Prompt habe ich den Auftrag erhalten, diesen Text zu verfassen. Ein Erfahrungs- und Genussbericht.
Hühner in Bio-Tierhaltung – dieses Thema beschäftigt mich, seit ich vor fünf Jahren für eine BioNachrichten-Ausgabe intensiv über die Alternativen zum Kükentöten recherchiert habe. Ich gebe es zu: Den Unterschied zwischen Bruderhahn und Zweinutzungsgockel kannte ich vorher nicht. Als ich aber verstanden habe, welche positiven Ansätze hinter den Zweinutzungshühnern stehen, habe ich für mich entschieden, wann immer möglich deren Fleisch zu essen.
Woher beziehen?
Das ist allerdings eine Herausforderung: Wo kann man die Zweinutzungshähne eigentlich kaufen? Convenience-Zweinutzungshuhn-Produkte im Glas sind mittlerweile in vielen Läden erhältlich. Ein frisches Hähnchen zu bekommen, ist aber nicht immer so einfach. Ich habe meine Hähne mehrfach über die Ökokiste Donauwald bezogen. Die Ökokiste bot bis vor Kurzem in regelmäßigen Abständen Zweinutzungshähne zur Vorbestellung an. Preis: circa 25 bis 30 Euro pro Gockel. Die Tiere kamen vom Biohof Arzberger in Griesau, Niederbayern. Der Hof hält je nach Verfügbarkeit ÖTZ- oder Bresse-Hühner, wobei es sich bei den Tieren der Ökologischen Tierzucht gGmbH (ÖTZ) um Bresse-Kreuzungen handelt. Bresse-Hühner zeichnen sich „durch eine hohe Legeleistung und eine exzellente Fleischqualität“ aus, wie der Hof selbst auf seiner Website schreibt. Geschlachtet werden die Tiere im Alter von vier bis fünf Monaten, dann haben sie ein Gewicht von zwei bis zweieinhalb Kilogramm. Aktuell pausiert der Hof mit der Haltung, will aber nächstes Jahr wieder ÖTZ-Tiere einstallen. Woher man im Einzelfall seinen Zweinutzungshahn bekommt, muss regional recherchiert werden. Er gehört leider bisher nicht zum Standardprodukt – nicht einmal eines Bio-Ladens.
Für mich bedeuten Zweinutzungshühner: voller Genuss mit bestem Gewissen!
Stephanie Lehmann
Wie Genießen?
Zubereiten kann man den Zweinutzungshahn ganz normal; besondere Vorbereitungen sind nicht nötig. Ich habe die Hähne mit meiner Familie jeweils schlicht und einfach im Ganzen im Backofen zubereitet, wie einen klassischen Broiler. Bei der Zubereitung fällt auf, dass der Hahn anders als ein Masthähnchen unterschiedliche Färbungen aufweist: Die Beine sind deutlich dunkler gefärbt als die weiße Brust. Die Brust fällt zudem etwas schmaler aus als man es von Masthähnchen gewöhnt ist. Dafür sind die Beine besonders kräftig.
Das fertige Brathähnchen hat reichlich Fleisch und ist zart und saftig. Das Fleisch mag etwas fester sein als das eines Masthähnchens, hat aber eine sehr angenehme Konsistenz. Der Geschmack des Fleisches ist ausgeprägter als bei einem Masthähnchen und besonders gut! Ich war jedenfalls von Anfang an voll überzeugt von der Qualität.
Die Qualität des Fleisches kommt vor allem durch die längere Wachstumszeit der Tiere zustande. Immerhin leben Zweinutzungshähne fast doppelt so lang wie Masthähnchen. Das führt zu einer besseren Geschmacksentwicklung und zu einer kräftigeren Konsistenz des Fleisches. Zudem haben Zweinutzungshühner im Allgemeinen eine ausgewogenere Muskel- und Fettentwicklung.
Fazit?
Bio-Fleischprodukte haben aus meiner Sicht die besten Chancen am Markt, wenn sie sich in Erzeugung und Qualität klar vom konventionellen Markt abgrenzen können. Dafür steht das Zweinutzungshuhn. Es zeigt, dass die Bio-Branche bereit ist, andere Wege einzuschlagen. Auch wenn der Vermarktungsaufwand
höher ist, er lohnt sich – für den Genuss und für die Bio-Branche.