Sprechen wir übers Geld – BIO und FINANZEN
Von Gastautor:in | Gepostet am 05.10.2025

KOSTEN
- Landwirtschaftliche Arbeitsplätze sind teuer
Wer Landwirtschaft betreibt, muss in vielen Fällen ordentlich Geld in die Hand nehmen. Ein landwirtschaftlicher Arbeitsplatz kostet – dafür investiert der landwirtschaftliche Betrieb durchschnittlich mehr als eine halbe Million Euro. Da ist der Boden noch gar nicht mitgerechnet, da geht es um Stallungen, Maschinen, Melkroboter und all das, was es so braucht für den landwirtschaftlichen Alltag. Ziemlich teuer – ein Arbeitsplatz in der Industrie kostet im Schnitt „nur“ irgendetwas über 300.000 Euro. Und im Handel liegen die Arbeitsplatzkosten mit rund 150.000 Euro noch niedriger. Also müssen die Bäuerinnen und Bauern schon effizient wirtschaften – und die Verbraucher:innen sollten sich durchaus bewusst sein: Landwirtschaft ist teuer, sehr teuer …
GESELLSCHAFTLICHE KOSTEN
- Öko könnte noch mehr Milliarden sparen
Vor zwei Jahren erregte eine Studie der TU-München Aufmerksamkeit. Die Ergebnisse brachten es sogar bis in die Tagesschau, was eher ungewöhnlich ist für wissenschaftliche Studien. Denn die Wissenschaftler:innen der TU München haben sich intensiv mit den gesellschaftlichen Kosten auseinandergesetzt, die die Landwirtschaft verursacht. In 2024 wurden knapp 12 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet. Wären es 30 Prozent, was ja das Ziel auf bundesdeutscher Ebene bis heute ist, dann könnte richtig Geld gespart werden. Nach Schätzungen der Münchener Forschenden wären dies jährlich etwa vier Milliarden an Umweltkosten, die die Öko-Landwirtschaft auf den fehlenden rund 19 Prozent für den deutschen Staat erwirtschaften würde. „Wird weiterhin konventionell gewirtschaftet, dann fallen diese Umweltkosten real an. Und die muss die Gesellschaft tragen“, so Professor Kurt-Jürgen Hülsbergen (leitender Wissenschaftler und Professor für ökologischen Landbau an der TU München). „Nur tauchen sie eben in den bisherigen Berechnungen überhaupt nicht auf.“ Klar gab es sofort Kritik an der Studie, die aber nimmt Hülsbergen gelassen: „Mehr Öko-Landbau sorgt nicht automatisch für mehr Lebensmittel-Importe.“ Und: „Wir haben in den letzten 15 Jahren eine Million Hektar mehr Öko-Landbaufläche hinzubekommen. Vor 15 Jahren hatten wir 87 Prozent Eigenversorgung in der Bundesrepublik Deutschland. Heute haben wir immer noch 87 Prozent Eigenversorgung.“ …
DER BODEN
- Teuer und spekulativ
Der Boden ist das Kapital der Landwirtschaft. Besonders der Bio-Landwirtschaft. Besonders deswegen, da im Konventionellen immer öfter so gearbeitet wird, dass Pflanzen in irgendwelchen Substraten wachsen, dass es quasi bodenlos versucht wird. Doch für Bio ist der Boden immer die Basis der Lebensmittel, das ist natürlich, das stärkt auch die natürliche Biodiversität. Und als ökologisch wirtschaftende Landwirte verstehen wir uns als ein Teil der Natur, als Teil der Kulturlandschaft. Doch die Böden müssen auch bewirtschaftbar bleiben. Der Flächendruck ist enorm – neben Bau- und Gewerbe, Freizeit und Straße drückt jetzt auch der Energiesektor auf die Fläche. Alle brauchen Boden. Doch während Landwirtschaft mit gesunden Böden arbeiten will und muss, ist das den anderen Nutzungen ziemlich egal. Regional machen die Investoren der anderen Bereiche den Preisdruck – der Hektar Boden kostet im Bundesschnitt fast 33.500 Euro, dabei ist Grünland deutlich günstiger als Ackerland. In teuren Regionen (NRW) kostet der Hektar Acker durchschnittlich über 100.000 Euro. Preise, die sich eine klassische Landwirtschaft kaum mehr leisten kann – denn das lässt sich kaum über die klassischen Ackerfrüchte refinanzieren. Auch ein Grund, hier gemeinsame Lösungen zur Flächenrettung zu suchen und zu finden.
Der Autor Peter Schmidt ist Ökolandwirt und Vorstand des Biokreis Erzeugerring NRW und Niedersachsen e.V.