Mit dem Austausch wächst der Humus

HumusKlimaNetzwerk
Seit drei Jahren läuft das Projekt „HumusKlimaNetz“, in dem sich 150 Betriebe zusammengeschlossen haben. Einer von ihnen ist der Biokreis-Betrieb Plank.
Biokreis-Landwirt Daniel Plank hat auf seinem elterlichen Betrieb in Haimhausen im oberbayerischen Landkreis Dachau vor ein paar Jahren die Umstellung auf Bio angestoßen, aber nicht nur das. Zu seinem Betrieb gehören 40 Mastrinder, eine 50-Kw-Biogasanlage und knapp 80 Hektar Acker, auf denen Weizen, Dinkel, Hafer, Körnermais, Speisesoja, Erbse, Sonnenblumen, Hanf und Quinoa wachsen und die er pfluglos bearbeitet. Seinen Boden schützt er mit einer Dauerbegrünung. „Daten zu den Maßnahmen habe ich allerdings noch nicht“, sagt der 31-Jährige. Um den Humusaufbau nachvollziehen und messen zu können und sich außerdem intensiver mit dem Thema zu beschäftigen, war das Projekt „HumusKlimaNetz“ des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und des Deutschen Bauernverbands unter wissenschaftlicher Begleitforschung des Thünen-Instituts genau das richtige Angebot. Dieses startete im Jahr 2022 und läuft bis zunächst Ende 2027.

Der Humusclub als Herzstück
150 Betriebe wurden ausgewählt – weit mehr als doppelt so viele hatten sich beworben. „Das spiegelt die Interessenslage der Landwirtschaft wider“, sagt Stephanie Stragies vom BÖLW, verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des HumusKlimaNetz auf Seiten des BÖLW. „Das Thema Humus haben aktuell aufgrund der zahlreichen Vorteile für den Ackerboden viele Landwirtinnen und Landwirte im Blick.“ Die Hälfte der bundesweit ausgewählten Betriebe wirtschaftet ökologisch. Insgesamt wurden die Teilnehmenden in zehn Betriebsgruppen eingeteilt. Fünf von ihnen betreut der BÖLW, fünf der Deutsche Bauernverband. Innerhalb der jeweiligen Betriebsgruppen gibt es Regionalkoordinierende, die zugleich als Kontaktpersonen fungieren. Sie organisieren das Projekt auf regionaler Ebene. Daneben unterstützen Betriebsbegleitende, die gemeinsam mit den Landwirt:innen die Maßnahmen aus den vom Thünen-Institut ausgearbeiteten Maßnahmen-Steckbriefen ausgewählt haben und die Umsetzung begleiten. Alle gemeinsam treffen sich in sogenannten HumusClubs – in einer Betriebsgruppe je alle vier Monate auf einem anderen Betrieb. „Die HumusClubs sind das Herzstück des Netzwerks. Die Teilnehmenden tauschen sich hier in einem geschützten und nicht-öffentlichen Format aus und können ganz ehrlich mitteilen, was gut klappt und was nicht. Alle sind sich einig, dass sie diesen Rahmen schätzen“, sagt Stephanie Stragies. Die Teilnahme ist verpflichtend. Oft bereiten die Betriebsbegleitenden auch Vorträge vor oder zeigen Fotos und berichten von Erfahrungswerten von anderen Betrieben. Online-Fortbildungen, Rundbriefe und öffentliche Feldtage ergänzen das Angebot des Netzwerks.

zum Bodenleben.

Treffen, Hausaufgaben, Büroarbeit
„Inzwischen kennen wir uns schon ganz gut“, erzählt Daniel Plank über seinen HumusClub. Er habe Kontakte in ganz Oberbayern. Manche seien bereits Profis, andere ganz neu auf dem Gebiet. Dazu haben sich Messanger-Gruppen gebildet von Teilnehmenden, die betrieblich gut zusammenpassen. Auch mit den konventionell Wirtschaftenden finde ein reger Austausch statt. Einen gewissen Zeitaufwand fürs Netzwerken müsse man allerdings schon einplanen. Für die Treffen sei immer ein ganzer Tag zu investieren. Und auch „Hausaufgaben“ wie Teebeutel-Tests oder Bodenproben werden mitgegeben. Hinzu komme die Büroarbeit. Um eine Klimabilanz erstellen zu können, müsse für jede Frucht der Deckungsbeitrag eingegeben werden. „Aber ich habe auch einen gewissen Ansporn, die Daten zu erfassen – denn am Schluss möchte ich ein gutes Ergebnis erzielen.“ Ziel des Netzwerks sei es laut Stephanie Stragies, innerhalb des Betriebsnetzwerks unter wissenschaftlicher Begleitung aufzuzeigen, wie sich Humus in der Praxis langfristig aufbauen und erhalten lässt. Am Ende soll dieses Wissen der breiten landwirtschaftlichen Praxis zur Verfügung gestellt werden, und die Politik soll entsprechende Empfehlungen erhalten.
Das Förder-Volumen beläuft sich auf insgesamt 22 Millionen Euro. Das HumusKlimaNetz wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Der größte Teil des Förder-Volumens fließt in die Maßnahmen-Kompensation, also in die Landwirtschaft. Durchschnittlich werden pro Betrieb zwei humusmehrende Maßnahmen pro eingebrachter Fläche umgesetzt, so dass es mehr als 7.250 Hektar Maßnahmenfläche in dem Projekt gibt: Untersaaten, Zwischenfrüchte, Agroforst und vieles mehr. Auf Daniel Planks Betrieb geht es dabei konkret um Untersaaten bei Getreide, die Erhöhung des Kleegras-Anbaus in der Fruchtfolge, weniger intensiven Fruchtanbau und eine Anpassung der Zwischenfruchtzusammensetzung. Listen geben Auskunft darüber, welche Kulturen als humusmehrend gelten, zum Beispiel Phacelia, Roggen, Nackthafer oder Ölrettich, und zu welchen Teilen diese möglichst eingesetzt werden.


Humusaufbau in Dekaden denken
Endgültige Ergebnisse liegen derzeit noch nicht vor: Zu Beginn des Projekts wurden Bodenproben genommen, mithilfe derer der Humusgehalt des Bodens gemessen wurde und diese werden später mit den Proben verglichen, die in einer zweiten Probennahme genommen werden sollen. Erst am Ende wird klar sein, welche Maßnahmen auf welchem Boden wie viel Humus gebracht haben. Zwischendurch werden aber immer wieder auch weitere Daten erhoben und z.B. Umfragen gemacht. Ein Fazit daraus: Landwirt:innen wünschen sich grundsätzlich mehr Humus-Beratung. Das Thünen-Institut fertigt zudem gesamtbetriebswirtschaftliche Klima-Bilanzen für die Betriebe an. Auch nach 2027 sei es sinnvoll, das Projekt weiterzuführen. „Humusaufbau muss man in Dekaden denken“, erklärt Stephanie Stragies. Netzwerke in der Landwirtschaft hält sie für extrem wichtig. „Nur durch den Austausch kann man miteinander wachsen. Und auch für das gesellschaftliche Ansehen der Landwirtschaft ist es gut, gemeinsam nach außen zu kommunizieren.“

