Heilkräuter aus dem Bauerngarten
Ulrike Bachmaier erntet für die Selbstversorgung und die eigene Lebensfreude.
Im Garten der Biokreis-Bäuerin Ulrike Bachmaier leuchten die sonnengefüllten Ringelblumen in Gelb und Orange bis weit in den Herbst. Der Biokreis-Hof der Bachmaiers in der Nähe von Steinhöring liegt eingebettet in der malerischen Hügellandschaft Oberbayerns. Bereits in der fünften Generation wird der heutige Bio-Ochsen-Mast-Betrieb von der Familie bewirtschaftet.
„Alle Kräuter, die ich brauche, wachsen in unserem Garten”
Daneben beschäftigt sich Ulrike Bachmaier seit vielen Jahren intensiv mit der Wirkung heimischer Kräuter. Ihr Wissen hat sie sich vor allem in Büchern angelesen, die sie auch dazu inspirierten, ihre eigenen Öle und Salben herzustellen. „Alle Kräuter, die ich brauche, wachsen in unserem Garten“, erzählt sie mit einem zufriedenen Lächeln und fügt stolz hinzu, dass ihre nach einem alten Familienrezept auf der Grundlage von Melkfett selbstgemachte Ringelblumensalbe der Wirkung und Qualität von gekauften Produkten überlegen sei.
Ernten, Verarbeiten, Heilen
Die beste Zeit etwa für die Oregano-Ernte sind sonnige Tage im Juli und August, wenn das Aroma am stärksten ist. Sobald der Morgentau getrocknet ist, erntet Ulrike die oberen Blatttriebe des wilden Krautes. Im Mörser werden die Pflanzenteile gebrochen, damit sich das ätherische Öl besser im Raps- oder kaltgepressten Bio-Olivenöl freisetzen und mit ihm verbinden kann. „Die antibakterielle und immunstärkende Wirkung von Oregano-Öl schätze ich sehr“, erklärt Ulrike Bachmaier. Die Blütenköpfe der Ringelblumen sammelt sie ab Juni bis in den Oktober hinein. Eine Salbe aus den Blüten wirke heilend bei kleineren Verletzungen, Insektenstichen und Irritationen der Haut und sei aus ihrem bäuerlichen Haushalt nicht mehr wegzudenken.
Altes und neues Wissen teilen und weitergeben
Nicht nur Ulrike schätzt die Kraft der Natur. Ihre Schwester bevorzugt in Essig eingelegte Zwiebeln gegen Hühneraugen, die Mesnerin aus dem Nachbardorf kennt sich gut mit dem Heilwissen der Hildegard von Bingen aus, und die Nachbarin schwört auf Ulrikes Ringelblumenalbe gegen ihre Hautentzündungen am Auge. „Nur die hilft!“, beteuert sie. Abseits des digitalen Zeitalters werden in der ländlichen Gemeinschaft Heilpflanzen-Rezepte und Erfahrungen um deren Verwendung noch persönlich ausgetauscht und weitergegeben. Ulrike Bachmaier summt im Gespräch fröhlich, fast als wolle sie gleich ein Lied anstimmen, und ihre jugendliche Energie steckt an. Liegt es an ihrer tiefen Verbundenheit mit Natur und Menschen, ihrem Gottvertrauen – oder den besonderen Keksen, die sie so gerne bäckt? Die Gewürze dafür wachsen zwar nicht im Garten, doch Ulrike unterstützt in der Winterzeit mit ihren Einkäufen den „Mühlenladen“, ein kleiner Nahversorger in der Nachbargemeinde. Neben Mehlen und Flocken werden dort die wichtigsten Dinge des täglichen Bedarfs in Bio-Qualität zum Verkauf angeboten.
Ceylon-Zimt, Muskat und Nelken duften nach Weihnachten, und ihnen werden heilende Eigenschaften zugesprochen. Gebacken mit Dinkelmehl, Butter, Honig und Eiern, nannte Hildegard von Bingen sie „Nerven-Kekse“. Vielleicht ein Tipp für eine ruhige und entspannte Vorweihnachtszeit?