Direkt und nachhaltig wirtschaften mit Market Gardening

Market Gardening ist ein gärtnerisches Anbaukonzept, das ökologische Produktion mit wirtschaftlicher Machbarkeit auf kleiner Fläche verbindet. Es eignet sich besonders für Quereinsteiger:innen mit begrenztem Startkapital. Bereits auf wenigen Hundert bis wenigen Tausend Quadratmetern lassen sich intensive Gemüseanbauformen umsetzen.
Market Garden, Tiny Farm und Mikrolandwirtschaft
Im 19. Jahrhundert existierten rund um Paris Marktgärtnereien „La culture maraîchère de Paris“, die so viel Gemüse produzierten, dass die Stadt ganzjährig versorgt werden konnte. In den 1990er- und 2000er-Jahren griffen Gemüsepioniere aus den USA, Kanada und Großbritannien diese Idee wieder auf und machten das Anbaukonzept erneut populär. Heute heißen solche Gärten Market Garden, Mikrolandwirtschaft oder Tiny Farm, und erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Vorteile und Herausforderungen
Feldgrößen von 2.000 bis 4.000 m² können mit bis zu 50 Kulturarten dicht bepflanzt werden. Fruchtfolge, Kompost und Gründüngung sichern die Nährstoffversorgung. Teure und schwere Technik ist nicht nötig, oft genügen einfache Einachs- oder Schmalspurtraktoren.
Für Marktgärtner:innen sind neben der hohen Sortenvielfalt auch die kurzen Wege und der direkte Austausch mit den Kund:innen ein großer Vorteil. Die lokale Produktion reduziert Transportwege, sorgt für frische Vielfalt auf dem Teller und stärkt das Vertrauen der Verbraucher:innen.
Bei vielen Marktgärtnereien ist die Bio-Zertifizierung das Ziel. Die jährlichen Zertifikatskosten liegen im niedrigen dreistelligen Bereich und sind bei guter Organisation gut kalkulierbar.
Klein beginnen und groß wachsen
Natürlich erfordert auch eine Marktgärtnerei Investitionen. Doch diese bleiben meist in einem Rahmen, der für viele realistisch ist. Selbst einfache Lösungen reichen oft aus, wobei sich jede Investition langfristig auszahlt.
Als Einstieg eignen sich schnell wachsende Kulturen wie Salat, Radieschen, Spinat, Lauchzwiebeln oder Kräuter. Diese sind unkompliziert im Anbau, schnell erntereif und einfach zu vermarkten. Eine Mischung aus ertragreichem Gemüse wie Tomaten und schnell rotierenden Kulturen wie Radieschen oder Salaten ist empfehlenswert. Anfänger:innen sollten mit maximal 15 Kulturen starten und das Sortiment jährlich um zwei weitere erweitern.
Sprechen wir übers Geld
Ein typischer Market Garden mit zwei Arbeitskräften erreicht etwa 120.000 Euro Jahresumsatz laut Urs Mauk, Berater für Market Gardening. Das ist nicht direkt mit einem konventionellen Angestelltengehalt vergleichbar, aber durchaus existenzsichernd. Ein Beispiel: Die Marktgärtnerin und studierte Ökolandwirtin Vivian Glover bewirtschaftet 7.500 m² und versorgt damit 60 Haushalte. Sie verfügt über eine halbe Stelle mit 1.500 Euro monatlicher Privatentnahme. Für sie ist der größte Gewinn jedoch nicht nur ein finanzieller, denn selbstbestimmtes Arbeiten unter freiem Himmel, die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel und ein direkter Beitrag zu einer nachhaltigen Ernährung machen sie zudem glücklich.
Market Gardening vereint heute flexible ökologische Landwirtschaft, direkte Vermarktung und Umweltbewusstsein auf kleiner Fläche. Der Einstieg ist überschaubar, der wirtschaftliche und persönliche Ertrag hoch. Damit der Start leichter fällt, bietet die Website oekolandbau.de viele nützliche Informationen, Videos und Einblicke in Beispielhöfe, auch Bildungsprogramme lassen sich hier finden.
Quelle: oekolandbau.de/Manuel practique de la Culture Maraîchère de Paris,
1845, J.G.Moreau et J.J. Daverne
