Der Weg ist das Ziel

Der Con-Oeko-Hof; ein schönes Zuhause für traumatisierte Kin der
Bei Con-Oeko vereinen sich soziale und ökologische Landwirtschaft. Der Gewinn wird dabei nicht über Geld definiert.
Ein schönes Zuhause für Kinder schaffen – darin bestand die Motivation des Gründers Dr. Peter Schopf, als er 2006 in Bad Griesbach im Landkreis Passau einen niederbayerischen Vierseithof kaufte, um diesen zu einem lebenswerten und sicheren Ort für traumatisierte Kinder umzubauen. Erste Kinder und Mitarbeitende zogen ein und fühlten sich wohl – ein Grund, um das Konzept auszubauen. Auch die Flächen rund um die landwirtschaftlichen Anwesen sollten sinnvoll genutzt werden. So kam zu den Confido-Initiativen die Con-Oeko Soziale und ökologische Landwirtschaft hinzu. Rund um den Wohnraum der Kinder werden Felder bewirtschaftet, Plantagen gepflegt, in drei Gewächshäusern Gemüsesorten kultiviert und Gartenbau betrieben. 3000 Obstbäume und 2000 Sträucher gehören zur Landwirtschaft. Sechs Mitarbeitende sind in dieser tätig, drei weitere in der Produktverarbeitung.


Bio: Dem großen Ganzen verpflichtet
„Zum Aufwachsen gehört auch, sich zu beschäftigen“, erklärt Beatrice Braunwarth, bei Con-Oeko zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Vermarktung der Con-Oeko-Produkte. Hierfür gebe es in der Landwirtschaft etliche Möglichkeiten. „Natürlich sind unsere Kinder keine Erntehelfer:innen, aber wir pflücken trotzdem gerne zusammen Johannisbeeren.“ Karate, Schwimmen, Pferdetherapie, Landwirtschaft – man öffne hier in den Initiativen viele Türen und mache Angebote. Nach den Eisheiligen etwa werde alljährlich ein Pflanz-Event durchgeführt, bei dem selbstverständlich die Kinder in Gruppen mitwirken können.
27 Bewohner:innen zwischen zwei und 18 Jahren sind in den offenen Einrichtungen derzeit untergebracht. Sie kommen über die Jugendämter und dürfen hier bleiben – und zwar, wenn sie sich einbringen, auch über das 18. Lebensjahr hinaus –, müssen aber nicht. Von der Aufzucht der Pflanzen, über die Pflege, die Ernte und die Verwendung in der Küche sind die Kinder in die Prozesse der Landwirtschaft integriert. „Die Maschinen sind besonders spannend“, sagt Beatrice Braunwarth und schmunzelt. Dass hier ökologisch gewirtschaftet wird, sei für Initiator Dr. Peter Schopf selbstverständlich gewesen. Auch für sie gehe ökologisches und soziales Bewusstsein Hand in Hand. „Dass wir keine Pestizide spritzen, dient auch dem Gemeinwohl – und dieses gehört zu unserem Selbstverständnis“, sagt sie. Bio sei ihrer Meinung nach nicht nur der Natur, sondern auch dem großen Ganzen verpflichtet.
Vermarktung mit Menschlichkeit
Da die Kinder nicht die ganze Ernte selbst verbrauche können, wird ein Teil davon vermarktet. Im Angebot sind allein beim Obst etwa 30 Sorten Äpfel, 13 Sorten Birnen, jeweils 15 Sorten Zwetschgen und Tafelkirschen, Mirabellen, Kornellkirschen, Sauerkirschen und Quitten. Hinzu kommen Gemüse und Veredeltes wie Kräutersalze, Säfte, Aufstriche, Essige und anderes. Man setzt ausschließlich auf Direktvermarktung. Hotels, Hofläden in der Umgebung und eine loyale Endkundschaft: So beschreibt Beatrice Braunwarth die Absatzwege. Am Anfang jeder Woche listet sie mittels einer E-Mail an die Kundschaft auf, was gerade verfügbar ist. So komme dann etwa die Inhaberin eines Hofladens direkt auf den Betrieb, gehe auch mal zwischen den Sträuchern hindurch und schaue, was demnächst reif ist. Und die Stimmung sei auch noch gut, wenn den Rosenkohl schon jemand anderes weggeschnappt habe; dann greift man zu Alternativen wie dem schwarzem Rettich. „Unsere Vermarktung ist von Menschlichkeit und einem guten Miteinander geprägt.“

Gratwanderung: Sich öffnen und trotzdem die Kinder schützen
Zudem gibt es eine Bio-Kiste, die von Endverbraucher:innen bestellt werden kann. Wenn die Zieladresse auf der Strecke zu einem zu beliefernden Hotel liege, werde die Kiste mit Obst und Gemüse auch gerne geliefert. Andere holen sie sich direkt ab Hof. Dabei sei es immer eine Gratwanderung, sich nach außen zu öffnen und gleichzeitig die Kinder zu schützen. Daher gebe es auch keinen eigenen Hofladen. Derzeit sei man auf der Suche nach einer Möglichkeit, Produkte auf Kommission in Läden anzubieten.
Ob auf die derzeit praktizierte Weise auch gewinnbringend gewirtschaftet werden kann? „Es kommt darauf an, wie Gewinn definiert wird“, sagt Beatrice Braunwarth. „Bei Con-Oeko ist der Weg das Ziel.“ Monetär strebe man nach einer schwarzen Null. Ein Gewinn sei aber vor allem, die Confido-Initiativen mittels der Produkte greifbar nach außen darstellen zu können. Und der größte Gewinn: „Gute hochwertige Lebensmittel, eine zufriedene Kundschaft und Kinder, die nach einem Tag an der frischen Luft und Erlebnissen in der Landwirtschaft am Abend glücklich und müde ins Bett fallen.“


Bilder: Con-Oeko