„Was Schatten kann, weiß die Landwirtschaft noch nicht!“
Herbert Pickel hat über Jahre eine genaue Vorstellung von einem Agroforst-Konzept auf seinem Betrieb entwickelt. Jetzt will er endlich in die Gänge kommen.
24 Walnuss-Keimlinge stehen im Garten von Herbert Pickels Mutter und warten auf ihre Verpflanzung. Letztes Jahr hat sie der Biokreis-Bauer aus Mühlhausen in Erlangen-Höchstadt gesät. Sie sollen den Anfang etlicher Baumreihen bilden, die Herbert Pickel auf seinem 1,3 Hektar großen Feld hinter der Hofstelle etablieren will – die ersten Bausteine eines Gesamtkonzepts, das der Nebenerwerbslandwirt über die vergangenen zehn Jahre in seinem Kopf ausgetüftelt hat. 30 Hektar bewirtschaftet er derzeit, von nur acht Hektar will er künftig leben: so der ambitionierte Plan des 60-Jährigen.
„Ich habe eine endgültige Lösung“, ist sich Herbert Pickel sicher, der an seinem Standort mit extremer Trockenheit zu kämpfen hat, welche ihm schon zwei Ernteausfälle kostete. Im letzten Jahr hat er neben Dinkel auch Buchweizen, Kresse und Fenchel auf seinen Flächen angebaut. Er will weiter Gemüse erzeugen, am liebsten eine Solawi als Absatzgarantie aufbauen. Dafür soll Agroforst künftig die notwendigen Bedingungen schaffen.
Die Agroforst-Pyramide
Sein Plan: Baumreihen in Anordnung einer auf dem Kopf stehenden Pyramide. Um den Tau zu halten und das Kleinklima zu verbessern, sollen die Baumreihen nach Höhen angeordnet werden: außen Reihen mit Süßeiche, dann mit Esskastanie und Walnuss, anschließend Obstbäume, davor Beerensträucher und als niedrigste Kultur Weinstöcke. Nach den Weinstöcken geht es wieder bergauf, beginnend mit den Sträuchern. Zwischen den Agroforst-Streifen will er Ackerbau betreiben. Die Biodiversität könne man
mit diesem Konzept erheblich steigern.
„Ziel ist auch, dass das ganze Jahr über was wächst, das man vermarkten kann“, erklärt Herbert Pickel seine Agroforst-Pyramide. Im Hochsommer, wenn 18 Stunden lang die Sonne auf den Acker fällt, könnten die Gehölze die Kulturen dazwischen schützen. „Was Schatten kann, weiß die Landwirtschaft noch nicht“, sagt er. Davon habe er sich aber auf einem seiner Felder selbst überzeugen können. Dort hatte er Wintergerste kultiviert, die komplett vertrocknete. Nur am Rand, wo das Feld vom Schatten eines Waldsaums profitiere, sei die Gerste schön grün geblieben.
Ein Garten Eden für die Zukunft
Nun gehe es darum, einen konkreten Pflanzplan aufzustellen und sich hierfür auch professionelle Beratung zu holen. Welchen Abstand braucht es zwischen den Bäumen? Welche Sortenwahl empfiehlt sich? Wie gut muss zum Schutz vor Hasen eingezäunt werden? Solche Fragen gilt es zu klären. Obwohl sein Hof „zum Sterben verurteilt ist“, wie er sagt, denn eine Nachfolge fehlt bisher, will Herbert Pickel beim Thema Agroforst noch einmal anpacken. „Mein Auftrag als Landwirt ist es, meine Ortschaft mit
Lebensmitteln zu versorgen. Der Bauer ernährt die Bevölkerung. Was ich hier schaffe, kann in Notzeiten für künftige Generationen wertvoll sein.“ Er hat die Vision von einem „Garten Eden“ auf seinem Land. Und auch er könnte dabei von seinen Vorfahren profitieren, denn Zöglinge aus dem alten Weinstock seiner Oma sollen die Mitte seines Baum-Arrangements bilden. „Ich möchte diese allerköstlichsten Tafeltrauben ernten und auf dem Teller servieren.“