Biogemüseland Schlereth: Verantwortung für Ressourcenschutz und gesunde Böden

Der Familienbetrieb Biogemüseland Schlereth aus Unterpleichfeld bei Würzburg baut auf mehreren Hektar Acker- und Gemüseland ein breites Sortiment Grobgemüse an, darunter Karotten, Kartoffeln, Rot- und Weißkohl, Sellerie, Zucchini, Melonen, Kürbis und mehr. Seit 2002 arbeitet der Betrieb auf Teilflächen ökologisch, seit 2020 vollständig und 2021 folgte der Beitritt zum Biokreis. Mit umfassendem Fachwissen und langjähriger Erfahrung im Umgang mit Bio-Verbänden ist Schlereth ein verlässlicher Partner für Erzeuger:innen, Verarbeitung, Handel, Lebensmitteleinzelhandel und Discount. Besonders sichtbar wird das Engagement für Nachhaltigkeit beim Wassermanagement und in der Bodenpflege. Ressourcenschutz und Praxistauglichkeit gehen beim Schlereth Biogemüseland konsequent Hand in Hand.
Unterpleichfeld liegt in einer sonnenintensiven Gegend. Ist ein gutes Wassermanagement für Euch besonders wichtig?
Ja, unbedingt. Die vielen Sonnenstunden bringen uns beim Gemüseanbau zwar Vorteile, gleichzeitig nehmen Trockenperioden in den Sommermonaten zu, deshalb müssen wir auf ein effizientes Wassermanagement achten. Natürliche Niederschläge reichen oft nicht mehr aus, sodass gezielte, bedarfsgerechte Bewässerung notwendig wird, sowohl aus ökologischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen.
Beim Ansäen und Ansetzen der Pflanzen ist Wasser besonders wichtig. Muss nur in regenarmen Jahren während der Wachstumsperiode gewässert werden, oder generell?
Unsere guten Lösslehmböden speichern Wasser – das hilft uns über kürzere Trockenphasen hinweg. In kritischen Wachstumsphasen – etwa beim Auflaufen, Anwachsen oder bei anhaltender Trockenheit – sind wir dennoch auf zusätzliches Wasser angewiesen. Die Pflanzen haben noch kein ausgeprägtes Wurzelsystem, und sind sehr empfindlich gegenüber Trockenstress. Ohne ausreichend Feuchtigkeit keimen Samen schlecht, oder gar nicht, Jungpflanzen wachsen nicht an, oder vertrocknen. Je besser die Pflanze startet, desto robuster ist sie im weiteren Verlauf.
Welches Gemüse ist besonders auf gute Bewässerung angewiesen?
Vor allem Karotten. Sie benötigen schon in der Anfangsphase eine gleichmäßige Feuchte. Bei späterer Trockenheit und anschließendem schnellen Wachstum durch Regen platzen sie leicht. Deshalb ist eine ausgewogene Wasserversorgung hier besonders wichtig.
Nutzt ihr auch Mulchfolie, oder andere Verfahren zum Feuchterhalt im Boden, und für welches Gemüse?
Ja, wir verwenden Mulchfolie etwa bei wärmeliebenden Zucchini und Melonen. Bei Karotten und Kartoffeln bleiben wir bewusst bei der klassischen Bodenbearbeitung mit dem Pflug. Bei Zwiebeln, Kohl und Kürbis arbeiten wir pfluglos mit Mulchsaat, das schützt vor Erosion und reduziert die Verdunstung. Transfermulch verwenden wir aktuell nicht.
„Karotten brauchen ein besonders
gutes Wassermanagement„
Welche Rolle spielt der Bodenaufbau beim Verdunstungsschutz?
Eine sehr zentrale. Wir setzen auf Humusaufbau und Zwischenfrüchte, um die Wasseraufnahme und -speicherung zu verbessern. Wichtig ist auch, Bodenverdichtungen – etwa durch das Befahren bei nassen Bedingungen, zu vermeiden.
Welches Bewässerungssystem kommt bei Euch zum Einsatz?
Wir setzen seit etwa fünf Jahren auf rund 95 Prozent unserer zu bewässernden Flächen Tröpfchenbewässerung ein. Der Aufwand vom Verlegen und Warten der Leitungen bis zur exakten Steuerung ist hoch, aber das System bringt das Wasser direkt an die Wurzelzone mit minimalen Verdunstungsverlusten. Gerade in trockenen Jahren ist das ökologisch wie wirtschaftlich ein großer Vorteil.

Ich habe gelesen, dass ihr eine Pflanzmaschine nutzt, die gleichzeitig beim Setzen der Jungpflanzen angießt, z. B. bei Zucchini. Kommt dieses System auch bei anderen Gemüsesorten zum Einsatz?
Wir nutzen diese Technik nicht nur bei Zucchini, sondern auch bei Melonen, Weiß- und Rotkohl sowie Sellerie. Das gezielte Angießen beim Pflanzen bringt der Pflanze genau dort Wasser, wo es gebraucht wird, direkt an den Wurzelballen.
Was ist das für eine Maschine, seit wann und warum nutzt ihr diese?
Wir arbeiten mit zwei Pflanzmaschinen eines italienischen Herstellers: Eine Maschine speziell für Mulchfolienkulturen wie Zucchini und Melonen, und die andere für sogenannte Speedys wie Kohl und Sellerie. Die Gießeinrichtungen stammen ursprünglich vom Hersteller, wurden aber von uns modifiziert, um die Wasserzufuhr noch gezielter zu steuern. Diese gezielte Bewässerung während des Pflanzens spart Wasser, verbessert das Anwachsen und macht uns unabhängiger von der Wetterlage.
Gibt es Herausforderungen bei der Maschineneinstellung oder Handhabung, und welche Entwicklungen oder Verbesserungen wünscht ihr Euch bei solchen Pflanzmaschinen?
Wir müssen mit dem Tankvolumen haushalten, damit eine vollständige Runde ohne Nachtanken möglich ist. Die Öffnungs- und Schließzeiten der Magnetventile müssen exakt zur Maschinentaktung passen. Zudem können sich Sandpartikel in den Ventilen ablagern und diese blockieren. Auch das schnelle Nachfüllen der Wassertanks am Feldrand ist wichtig, um den Arbeitsfluss nicht zu unterbrechen. Wir wünschen uns komplette Systeme, bei denen Vorratstank, Pumpe, Leitungen und Steuerung optimal aufeinander abgestimmt sind. Aktuell braucht es noch viel Eigenleistung, um das System zuverlässig und praxistauglich umzusetzen.
Welche Wassermenge hat sich pro Pflanze als optimal erwiesen?
Bei Kohl und Sellerie geben wir etwa 200 ml Wasser pro Pflanze, bei Zucchini und Melonen rund 250 ml. Diese Mengen haben sich unter normalen Bedingungen, bis ca. 25 Grad Celsius und wenig Wind, als ausreichend erwiesen, damit die Pflanzen gut anwurzeln.

Welches Wasser nutzt ihr, und wie beurteilt ihr den Beitrag solcher Technik zur wassersparenden Landwirtschaft insgesamt?
Wir nutzen hauptsächlich Brunnenwasser sowie gesammeltes Niederschlagswasser von den Dächern unserer Lager- und Produktionshallen. Dieses Wasser speichern wir in drei großen Becken mit zusammen rund 25.000 Kubikmetern. Perspektivisch wollen wir, in Zusammenarbeit mit einem geplanten Wasserverband, auch Oberflächenwasser aus der Umgebung erschließen und längerfristig speichern, um unabhängiger zu werden. Der Beitrag zur wassersparenden Landwirtschaft ist enorm. Eine Zusatzbewässerung ist im Gemüsebau unerlässlich. Mit solchen gezielten Systemen gelingt es uns, Wasser effizient einzusetzen. Gerade angesichts knapper werdender Ressourcen ist das unverzichtbar.

Welche Unterschiede konntet ihr im Pflanzenwachstum, Ertrag und Wasserverbrauch durch die jeweiligen Techniken beobachten?
Die gezielte Gießeinrichtung beim Pflanzvorgang spart über 80 % Wasser im Vergleich zur Flächenberegnung. Auch bei der Tröpfchenbewässerung ist die Einsparung erheblich – besonders bei trockener, heißer Witterung. Zwar kann die Gesamterntemenge leicht zurückgehen, doch durch geringere Ausfälle und gleichmäßige Qualität steigt die Nettoausbeute. Und wir schonen unsere wichtigste Ressource: Wasser.
Wir danken Martin Schlereth für das Interview!
