Werdet sichtbar!

Von Ronja Zöls-Biber | Gepostet am 31.01.2024

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Liebe Leser:innen,

wer ist bloß die gekrönte bronzene Dame auf der Titelseite der aktuellen BioNachrichten-Ausgabe? Das werden sich vielleicht einige von Euch fragen. In unserer ersten Verbandszeitung des Jahres 2024 präsentieren wir diesmal eine besondere Frau. Emerenz Meier, deren Büste der Künstlerin Christine Wagner an der Passauer Donaulände thront, kürzlich von uns ausgestattet mit einer Biokreis-Krone, führt uns zu einem besonderen Titelthema hin: „Werdet sichtbar! – Bio-Frauen im Rampenlicht“. 1874 hineingeboren in eine Landwirtschaft samt Wirtshaus, arbeitete Emerenz Meier auf dem elterlichen Betrieb im Dörfchen Schiefweg bei Waldkirchen im bayerischen Wald. Doch eine unscheinbare Bauerntochter blieb sie nicht. Sie schrieb Geschichten und Gedichte, wurde bereits zu Lebzeiten gelesen, sichtbar und von einer regionalen Berühmtheit neben Lena Christ zur bedeutendsten bayerischen Volksdichterin*. In ihren Texten trat sie stark für die Natur und Umwelt des bayerischen Waldes ein. Darüber hinaus positionierte sie sich damals schon gegen überholte Geschlechterrollen, etwa mit den Verszeilen:

Wenn sich ein Weib aus der Herde hebt
Und nicht nach der alten Schablone lebt,
Dann soll‘s von der Menge gesteinigt werden,
Wie es Gesetz ist und Brauch auf Erden.

* Mehr Infos: http://born-in-schiefweg.de

Weiblichkeit, Sichtbarkeit, Wirksamkeit, Freiheit von Landwirtinnen – zu diesen Aspekten ließen wir auch einige unserer Biokreis-Frauen zu Wort kommen. Jede von ihnen tritt in ihrer Einzigartigkeit ins Rampenlicht – als Beraterin, Betriebsleiterin, Ehefrau eines Landwirts; lachend, weinend, hoffend, zögernd, fühlend, fordernd und durchaus auch dichtend… Wichtige Fakten-Grundlage für dieses Heft war die im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie zur Situation von Frauen in der Landwirtschaft, über die ich auch mit der Wissenschaftlerin Janna Luisa Pieper sprechen konnte.

Interessant für uns als Bio-Verband: Frauen sind in Sachen Ökolandbau wichtige Ansprechpartnerinnen. In vielen Fällen sind sie es, die den Impuls für eine Umstellung des heimischen Betriebs auf Bio geben. Als Hofnachfolgerinnen entscheiden sie sich tendenziell öfter für die ökologische Bewirtschaftung. Unser Titelthema stieß bei der Recherche auf offene Ohren und Türen. Frauen bedankten sich und offenbarten sich – wenn auch manchmal nicht ganz öffentlich. „Ich hätte mit dir gern noch viel mehr über das Thema Frau sein gesprochen. Vieles konnte ich heute im Gespräch überhaupt nicht gut rüberbringen, da habe ich teilweise mit angezogener Handbremse geantwortet. Ein Teil von mir hätte so gern gesagt, was ich zu dem Thema wirklich fühle, aber ich befürchte, dass mich dann ganz viele Landwirte für verrückt halten…“ So lautete beispielsweise eine Nachricht im Nachgang eines Gesprächs.

Handbremse loslassen und durchstarten! Dazu wollen wir mit diesem Heft motivieren und damit auch einen publizistischen Beitrag zum diesjährigen Thema der Biofach leisten, das erstmals lautet: Food for the Future: Frauen und nachhaltige Ernährungssysteme. „Die Zukunft ist weiblich“, sagte BÖLW-Vorstandsvorsitzende Tina Andres bei der Präsentation des Kongressschwerpunkts überzeugt. „Hochmotivierte und kreative Frauen verändern die Zukunft von Ernährung und Landwirtschaft nachhaltig.“ Das wollen wir sehen!

Lasst Euch ein auf dieses wichtige Thema, liebe Männer und Frauen! Ich zumindest weiß jetzt genau: Es gibt wirklich was zu erzählen.

Eure

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Ronja Zöls-Biber

Redaktionsleitung BioNachrichten / Mitarbeiterin beim Biokreis e.V.