Schattenspender auf der Rinderweide

Rinder auf der Wiese. Bild: Tobias Köhler
Auf einer Rinderweide spielt Schatten eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden der Tiere, besonders in den zunehmend heißen Sommermonaten. Ohne Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung können Hitzestress, verringerte Futteraufnahme, Fruchtbarkeitsprobleme und sogar gesundheitliche Schäden bei Rindern auftreten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Schatten auf der Weide zu schaffen – von natürlichen über bauliche bis hin zu mobilen Lösungen. Im Folgenden gebe ich einen Überblick über
praktikable Optionen.
Natürlicher Schatten: Bäume und Hecken
Auf Höfen in Süddeutschland findet sich oft eine typische Streuobstwiese in der Nähe des Hofs. Diese ist ideal als Schattenspender für Kälber und junge Rinder. Im Norden sind die Weiden dagegen oft mit Hecken eingefasst. Die Bäume und Hecken bieten den Weidetieren optimalenSchutz vor Sonne, Wind und Wetter, liefern Obst, und bieten vielen Tieren einen Lebensraum, was die Biodiversität fördert. Wer eine neue Obstwiese oder Hecke anlegen möchte, muss Geduld haben, bis die Pflanzen groß genug sind. Es ist sehr wichtig, diese mit Zäunen oder Baumschutzgittern gegen Viehverbiss zu schützen.

Künstliche Schattenspender
a) Feste Unterstände
Robust gebaute Weidehütten mit offenen Seiten bieten zuverlässigen Schutz bei Hitze und Regen. In die Unterstände lassen sich gut Futterraufen und Tränken einrichten. Sie bieten auch Raum für einen Separierungsplatz für Tiere. Der Bau bzw. die Anschaffung ist relativ teuer und je nach Region und Größe ist eine Baugenehmigung nötig.
b) Mobile Weideunterstände
Leichte Weidezelte, oder fahrbare Konstruktionen auf Rädern bieten ebenfalls Schutz vor Hitze. Sie sind flexibel einsetzbar und können beim Weidewechsel mitversetzt werden. In der Regel gibt es keine baurechtlichen Auflagen zu beachten. Auch ein überdachter Viehtriebwagen mit Blechdach oder Plane bietet den Tieren guten Schutz gegen die Sonne. Auf meinen Betrieben gibt es viele kreative Eigenkonstruktionen, etwa auf Basis alter Ladewagen. Im Vergleich zu festen Hütten sind mobile Lösungen allerdings anfälliger bei starkem Wind.
Beschattung durch Agroforstsysteme
Die Beschattung mit Agroforstsystemen ist ein innovativer Ansatz, bei dem Forst- und Landwirtschaft kombiniert werden. Dabei werden gezielt Bäume in die Weidefläche integriert, etwa in Reihen mit einem Abstand von ca. 50 bis 60 Metern, oder in Form von Baumgruppen. Bei der Planung eines Agroforstsystems auf Weideland spielen viele Faktoren eine Rolle: Für eine optimale Beschattung sind vor allem die Ausrichtung der Reihen, die Pflanzenauswahl, die Reihenabstände und die geplante Forstnutzung entscheidend. Da die Planung immer standortspezifisch erfolgen muss, ist sie
entsprechend aufwendig. Mit guter Vorbereitung und der nötigen Geduld, bis die Bäume ausreichend gewachsen sind, bietet dieses System langfristig eine verlässliche Beschattung, und
steigert zugleich die Biodiversität. In ausgeräumten Feldfluren mit großflächigen Strukturen, wie
sie etwa in Ostdeutschland verbreitet sind, ist dieses System besonders geeignet. Neben dem Schatten für die Tiere bieten Pflanzreihen zusätzlichzen Schutz für Austrocknung.
Agri PV auf Grünland
Die neueste Variante für die Beschattung ist die Kombination von Weide und Agri-PV. Im Gegensatz zu herkömmlichen PVFreiflächenanlagen stehen bei Agri-PV-Anlagen, je nach System, deutlich weniger Solarmodule auf der Fläche. Die Module können horizontal ausgerichtet, oder auf hochaufgeständerten Modultischen mit einer Durchgangshöhe von etwa 2,10 Metern montiert werden. Auch nachgeführte Module kommen zum Einsatz. Derzeit gibt es mehrere Pilotanlagen mit Rindern in verschiedenen Bundesländern. Die wissenschaftliche Begleitung soll Erkenntnisse für eine praxisnahe Umsetzung liefern.

Weidemanagement den Klimabedingungen anpassen
Das Weidemanagement muss in der Weidesaison den jeweiligen Temperaturverhältnissen angepasst werden. Gerade bei Milchkühen wird die Weidezeit in kühlere Tageszeiten, wie frühmorgens und abends, verlegt. Im Hochsommer kann zur Nachtweide gewechselt werden.

Der Autor Georg Sandhöfner ist landwirtschaftlicher Berater
beim Biokreis im Allgäu und in Baden-Württemberg.