Wer mit wem?



Bilder: Ronja Zöls-Biber
Direktvermarktende suchen nach neuen Wegen, um ihre Erzeugnisse in der Außer-Haus-Verpflegung zu etablieren. Beim Speed-Dating der Genussregion Niederbayern machten sich auch Biokreis-Mitglieder mit Gastronom:innen aus der Region bekannt. Es liegt schon ein leichtes Knistern in der Luft in den Räumen des Staatsgutes Kringell, wo kurz vor Beginn des Speed-Datings Menschen aus der Landwirtschaft erstmals auf die geladenen Vertreter:innen aus der Gastronomie treffen. Man schaut sich ein bisschen um, legt noch mal letzte Hand an die Präsentation der eigenen Produkte und schielt auf die Namensschilder der Teilnehmenden. Auch das bayerische Fernsehen ist da, als Miriam Dick von der Genussregion Niederbayern als Initiatorin des „Heimatgspusi auf dem Teller“ die Gäste begrüßt und die Regeln erklärt für das, was in den nächsten zwei Stunden auf diese zukommt.
Traumgericht: Bayerisch Stew vom Lamm
Fünf Biokreis-Betriebe haben sich gemeinsam mit 14 anderen Direktvermarktenden zum Speed-Dating angemeldet. „Wer einen Bio-Bäcker in der Region hat, der hochwertige Backwaren herstellt, braucht nicht billigste Convenience-Produkte beziehen“: Diese Botschaft will etwa Markus Hanzsek, Verkaufsleiter der Biobäckerei Wagner aus Tiefenbach im Landkreis Passau, hier übermitteln. Mit Akquise-Mappen ausgestattet und Dinkelkringeln als Kostprobe hat er sich in einer der beiden Veranstaltungsräume niedergelassen, um für seinen Verarbeitungsbetrieb und dessen Bio-Produkte zu werben. Neben ihm zeigt Rudi Hirz von Apostelbräu seine Dinkelbiere und Dinkelessige. „Ich bin gespannt, wie die Gastronom:innen auf meine Produkte reagieren“, sagt der Biokreis-Verarbeiter, „manche kennen ja vielleicht bisher noch gar kein Dinkelbier.“ Und Astrid Gelaudemans vom Biokreis-Permakulturhof zeitgeistY in Salzweg, Landkreis Passau, will vom Gegenüber vor allem wissen: „Wann hatten Sie das letzte Mal Lamm auf der Karte?“ Für ihre Tiere haben sie und Jörg Schäfer kaum Vermarktung – und das wollen sie ändern. Wobei sie befürchtet, dass am Ende ein Burger-Gericht herauskommen könnte. „Mein Traumgericht wäre ein nachhaltiges Bayerisch Stew“, schwärmt sie.


Um hier zu guten Ergebnissen zu kommen, hat die Genussregion Niederbayern in Zusammenarbeit mit dem Staatsgut Kringell, der Heimatagentur Niederbayern, der Öko-Modellregion Passauer Oberland sowie den ILEs Abteiland und Ilzer Land viel Arbeit für die Vorbereitung aufgewendet. „Wir haben erst mal erfragt, was die Gastronomie brauchen kann, und versucht, dazu passende Erzeugende zu finden“, erklärt Miriam Dick. Es sei grundsätzlich schwerer gewesen, Restaurants als landwirtschaftliche Betriebe für das Speed-Dating zu gewinnen. Da hier in Zusammenarbeit mit der Ökomodellregion organisiert wurde, spielt Bio eine große Rolle. „Wir haben uns für die Auswahl jeden Betrieb genau angesehen: Sind es Familienbetriebe? Arbeiten sie als Manufaktur? Sind es Start-ups? Wie wichtig ist das Tierwohl?“, erklärt Miriam Dick.
Wechsel nach dem Glockenschlag
Sie hält eine große Glocke in der Hand und damit die Hoheit über das Prozedere. Mit dem ersten Läuten setzen sich die Teilnehmenden aus der Gastronomie an ihre erste Station und haben nun fünf Minuten Zeit, sich kennenzulernen. Der Passauer Gastronom Simon Hannig verbringt die kurze Zeit an der Station der Biokreis-Imkerei Binder aus Zenting (Landkreis Freyung Grafenau) vor allem mit Verkosten. Er probiert Honig-Senfund Essigsorten in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. „Alle, die unsere Produkte probiert haben, waren begeistert“, freut sich Christian Binder, dessen Imkerei sich gerade in der Umstellung auf Bio befindet, nach drei Durchgängen.


Jimmy Boche vom Balancehotel Obermüller in Untergriesbach fragt beim Getreidehandel Dankesreiter nach Buchweizenmehl und erfährt, dass dieses nur sehr begrenzt verfügbar ist. „Zwar fragen nur etwa ein Prozent unserer Gäste danach, aber diese Nachfrage müssen wir erfüllen“, erklärt er. Dann lässt er sich von Katrin Dankesreiter die verschiedenen Mehle zeigen. „Das sind reine Naturprodukte“, betont sie und empfiehlt, bei der Lagerung auf diese Eigenschaft zu achten. „In welchen Größen wird es abgepackt?“ – „So wie Sie das bestellen. Wir können fünf Kilo, aber auch 25 Kilo abpacken.“ Der Gastronom bekommt noch einen Flyer mit und schiebt selbst einen Steckbrief seines Betriebs über den Tisch. Dann ertönt auch schon der Glockenschlag. Und weiter geht´s an den nächsten Tisch …
Auftakt für langfristige Beziehungen?
Nach und nach haben alle mit allen gesprochen. „Wenn am Ende nur eine Kooperation zustande kommt, hat es sich gelohnt“, ist Markus Hanzsek zuversichtlich. Miriam Dick hofft, dass dieses Format der Auftakt für langfristige Beziehungen sein werde. Ziel sei, mit dem „Heimatgspusi auf dem Teller“ durch Niederbayern zu touren und überall Direktvermarktende und Gastronomen regional zu vernetzen. Neue Termine findet Ihr unter:
https://genussregion-niederbayern.de/veranstaltungen/