„Ökologisches Denken wurde mir in die Wiege gelegt“

©lvö / Bio-Königin Anna-Lena II.
Auf dem ersten Biobauerntag am diesjährigen Oktoberfest wurde Anna-Lena Dworschak (23) zur Bio-Königin gekrönt. Im Familienbetrieb Dworschak & Sohn, der Mitglied im Biokreis ist, wirkt die Agraringenieurin seit einem Jahr als „Frau für alles“. Ob Melken, Personalverwaltung oder Buchhaltung – sie unterstützt das Unternehmen, zu dem seit 2022 auch noch ein Milchviehbetrieb im Steigerwald gehört, vielfältig. Mit uns sprach die Nürnbergerin im Tischgespräch über Bio als Lebensgefühl, die eigenen Präferenzen beim Kochen und Genießen und ihre Ziele als Botschafterin für die Bio-Branche …
Liebe Anna-Lena, herzlichen Glückwunsch zur Krönung!
Wieso bist Du die richtige für das Amt der Bio-Königin?
Mein Herz schlägt zu 100 Prozent für Bio. Es macht mir einerseits Spaß, qualitativ hochwertige bayerische Bio-Produkte zu produzieren und andererseits auch Erfahrungen in der Verarbeitung zu sammeln. Biologisches Leben und Wirtschaften ist für mich die Normalität. Während meines Studiums konnte ich aber auch die konventionelle Bewirtschaftungsweise kennen lernen und weiß um die Unterschiede.
Würdest Du sagen, dass Bio auch ein Lebensgefühl ist?
Unbedingt. Ich bin davon überzeugt, dass ökologische Erzeugung und Verarbeitung nicht klappen können, wenn man Bio nicht lebt. Ökologisches Denken wurde mir in die Wiege gelegt. Du wirst in den kommenden zwei Jahren in der Öffentlichkeit für hochwertige, ökologisch produzierte Lebensmittel stehen. Wie würdest Du Deine eigene Ernährung beschreiben? Ich ernähre mich sehr bewusst und will wissen, was ich esse und woher es kommt.
Was kochst Du gerne?
Ich setze beim Einkauf von Obst und Gemüse auf saisonale Bio-Produkte. Dabei kaufe ich abwechselnd im Bio-Markt und im LEH ein. Ich esse eigentlich alles gern, aber was immer geht, ist Ofengemüse. Paprika, Zucchini und aktuell Hokkaido-Kürbis, gerne auch mit einem guten Stück Fleisch dazu – und fertig ist ein gutes Gericht. Natürlich wird mit unseren eigenen Kräutern gewürzt, wie Basilikum, Schnittlauch, Petersilie, Rosmarin, Thymian, Minze, Zitronenmelisse …
Du bist dieses Jahr auf der Münchner Wiesn gekrönt worden. Gerade auf den Volksfesten ist Bio allerdings kaum angekommen …
Hier in Nürnberg haben wir keine klassischen Volksfeste, sondern eher Kirchweih-Feiern. Bei diesen gibt es meist ein Bio-Gericht auf der Karte. In dem Zelt auf dem Oktoberfest, in dem ich gekrönt wurde, gab es viele Bio-Gerichte, und insgesamt nehmen diese auf der Wiesn immer mehr zu. Es ist gut, dass hier ein Anfang gemacht ist. Ich denke, die Wirt:innen müssten direkt darauf angesprochen werden, damit sich mehr in Richtung Bio bewegt.
Was verzehrst Du selbst, wenn Du auf Volksfeste gehst?
Ich bleibe meist beim Klassiker: Breze und Emmentaler. Die Bio-Branche war in den vergangenen Jahren geprägt von einem Auf und Ab.
Wie hast Du das als Erzeugerin erlebt?
Anders als andere erzeugende oder verarbeitende Betriebe hatten wir keinen Corona-Boom. Topf-Kräuter waren und sind schon immer ein Luxus-Produkt, das auch in Corona-Zeiten nicht wesentlich mehr gekauft wurde. Daher fielen wir anschließend auch nicht in ein starkes Loch. Trotzdem waren auch für uns die Absatzmöglichkeiten schwieriger. Das hat sich aber mittlerweile wieder normalisiert.
Seit 2018 seid Ihr auch Mitglied im Biokreis. Was verbindest Du mit unserem Verband?
Biokreis hat ein bekanntes Markenzeichen, ist aber als Verband klein strukturiert und bodenständig. Das schätzt auch unsere Kundschaft.
Wie kann die Branche die Verbraucherschaft von Bio-Lebensmitteln überzeugen, und welchen Beitrag kannst Du hierfür leisten?
Ich denke, Kommunikation ist alles. Wir müssen erzählen, was Bio kann – und Bio kann viel: Kreisläufe schaffen, die Umwelt, die Biodiversität und die Tiere schonen, im Einklang mit der Natur wirtschaften und ihr etwas zurückgeben. Die Bio-Erlebnistage bieten gute Veranstaltungen, um dies zu zeigen. Ich will Bio ein Gesicht geben und als Botschafterin auftreten. Dabei finde ich es wichtig, bei den Kleinen anzufangen, zum Beispiel in die Schulen zu gehen und über Bio zu informieren. Vor allem Jugendlichen versuche ich über Soziale Medien zu begegnen.
„Wir müssen erzählen, was Bio kann – und Bio kann viel!“
Und was willst Du in Deiner Amtszeit für Dich persönlich erreichen?
Ich will Gutes für die Bio-Branche tun, mehr Menschen für Bio begeistern und damit die Welt ein kleines bisschen besser machen. Ich persönlich will die Chance nutzen, Einblicke in andere Betriebe zu erhalten, über den Tellerrand zu schauen und meinen Horizont zu erweitern.
Worauf freust Du Dich am meisten?
Darauf, viel herumzukommen und Menschen kennen zu lernen!