„Bio kaufen!“


Dr. Andrea Flemmer ist Diplom-Biologin und promovierte am Institut für Lebensmitteltechnologie der TU München und hielt viele Jahre Vorträge zu Ernährungs-, Gesundheits- und Umweltthemen. Im Interview erklärt sie, warum wir uns mit biologischen Lebensmitteln gesünder ernähren können.
Frau Dr. Flemmer, wen wollen Sie mit Ihrem Buch ansprechen?
Alle – sowohl die, die sich schon biologisch ernähren, als auch jene, die das noch nicht tun. Es ist mir ein Rätsel, dass überhaupt nicht gehandelt wird angesichts dessen, dass Pestizide allgegenwärtig sind, Böden kaputt gehen und die Biodiversität leidet. Ich verstehe nicht, dass es keinen Aufschrei gibt.
Man bekommt in der Tat regelrecht Angst bei der Lektüre Ihres Buchs. Ist Angst mit einer biologischen Ernährung vollkommen überflüssig?
Mit einer biologischen Ernährung lassen sich etwa 80 Prozent der Schadstoffe und versteckten Zusätze in unseren Lebensmitteln vermeiden. Und das macht natürlich schon einen Unterschied. Dennoch gibt es Faktoren, die mit einer biologischen Ernährung nicht ganz auszuschalten sind, wie Schwermetalle in Fisch, beispielsweise Quecksilber. Sie schreiben auch über die schädlichen Zusatzstoffe in Fertigprodukten. Sind ökologische Fertigprodukte davon ausgenommen? Ökologische Fertigprodukte sind in jedem Fall besser als konventionelle, da bei ihnen nur ein Bruchteil an Zusatzstoffen verwendet werden darf – rund 55 statt 300. Wer sich im Fernsehen Sebastian Lege ansieht, der die Inhaltsstoffe von Convenience-Produkten offenlegt, weiß, wovon ich spreche.
Auch die Zusatzprodukte in Milchalternativen kritisieren Sie …
Es ist gut, dass es Milchersatzprodukte gibt für jene, die Milchprodukte nicht vertragen. Aber auch hier sollte darauf geachtet werden, dass möglichst wenig Zusatzstoffe beinhaltet sind – und da landet man auch wieder bei Bio.
Wenn es um die Risiken von Pestiziden geht, heißt es oft: Vieles deutet darauf hin … Die Wissenschaft geht davon aus … Mit vagen Aussagen ist es immer schwer, Menschen zu überzeugen. Wie können wir hier konkreter werden?
Bei der Gefahr durch Pestizide wirkliche Ergebnisse zu erhalten, ist praktisch nicht möglich, denn es ist indiskutabel, Menschen, Mütter, Kinder bewusst Pestiziden auszusetzen und zu sehen, was passiert. Alle Fachleute wissen, dass Pestizide gesundheitsschädlich sind. Natürlich kommt eine Studie der Chemie-Industrie zu anderen Ergebnissen als eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie. Die Auswirkungen von Pestiziden werden sich mehr und mehr zeigen: Die Krebsraten steigen, Demenzerkrankungen nehmen zu …
Als neue Gefahr steht uns die Gentechnik ins Haus. Welche Risiken sehen Sie für die Gesundheit?
In die Genetik hineinzupfuschen, halte ich als Biologin für gefährlich. Zwar lehne ich die Gentechnik nicht grundsätzlich in der Medizin ab, aber auf jeden Fall in Lebensmitteln. Auch hier wird sich erst in Zukunft zeigen, wie sie sich auswirkt, und dieses Risiko kann ich mit dem Kauf biologischer Lebensmittel für mich persönlich vermeiden.
Die Menge an Argumenten und Beispielen in Ihrem Buch ist abschließend kaum überschaubar. Was können wir zusammenfassend tun, um uns gesund zu ernähren?
Bio kaufen, wenig Fertiggerichte, frisch und saisonal essen und nach Möglichkeit selber kochen!
