Die Natur und das Tier im Blick – auch in größeren Strukturen
Im Interview erzählt Biokreis-Junglandwirtin Juliane Thiele von ihrem Betrieb und den Herausforderungen in der biologischen Landwirtschaft. Dass auch größere Betriebe die Natur und das Tier im Blick behalten können, lebt sie erfolgreich vor.
Wer ich bin: Juliane Thiele. Als das jüngste von 3 Kindern habe ich mich schon früh der Landwirtschaft verschrieben und war mit meinem Vater und Großvater viel in der Natur unterwegs. Nach dem Abitur habe ich ein landwirtschaftliches Studium absolviert, anschließend fand ich in der praktischen Landwirtschaft in der Glambecker Rinderhof GmbH, besonders bei den Tieren, schnell meinen Platz. Nach vollzogenem Generationswechsel stehe ich nun gemeinsam mit meinem Mann und meinem Bruder sehr viel mehr in Verantwortung.
Wie alt ich bin: 37 Jahre
Wo ich lebe: Ich bin aufgewachsen im Bundesland Brandenburg im Landkreis Oberhavel und bin auch dort im Löwenberger Land immer noch zu Hause. Privat leben mein Mann und ich auf dem Dreiseithof meiner Großeltern unsere Leidenschaft für die Natur und Landwirtschaft aus. Zur Arbeit verschlägt es uns in den Nachbarort, wo die Glambecker Rinderhof GmbH mit ihren Tieren und Feldern die Kulturlandschaft prägt.
Was wir bewirtschaften: ca. 1200 ha LN (600 ha GL /600 AL). Wir haben eine Milchkuhherde mit 170 Milchkühen (Rasse HF) und 160 Muttertiere (Rasse Fleckvieh).
Wer mir hilft: 15 Mitarbeitende in einer arbeitsteiligen familiären Arbeitsweise (darunter zwei Azubis und Minijobber)
Warum ich gerne Bio-Landwirtin bin: Ich bin so groß geworden! … und würde das immer wieder als besonders wertvoll bezeichnen.
Warum ich Mitglied im Biokreis bin: Ich kann aus Erfahrung sagen, dass wir im Biokreis ein Gemeinschaftsgefühl leben, welches nicht überall selbstverständlich ist. Ebenso fühle ich mich aufgehoben und verstanden und habe zu jedem Anliegen eine:n Ansprechpartner:in. Treten Probleme auf, ist man nicht allein und erfährt Unterstützung.
Was meinen Betrieb zukunftsfähig macht: Puuhhhhh… die letzten Tage habe ich wahnsinnig oft gesagt, dass ich die Zukunft aktuell nicht richtig sehe. Aber wenn etwas unklar ist, dann schaut man ja genauer hin. Ich bin also gespannt, welche zukunftsfähigen Neuigkeiten uns der Generationswechsel bringt. Wir wollen, wie das Altenteil schon immer war, offen sein für Neues.
Was meinen Alltag bereichert: das Arbeiten im Freien, im familiären Umfeld, mit den Tieren! Ich mag nach langen Bürozeiten den Gang zum Stall oder im Sommer zur Weide!
Was sich ändern muss: Wenn ich antworten müsste, was am besten so bleiben sollte, dann wären wir schneller fertig… Ich wünsche mir für die Zukunft ein wenig mehr Anerkennung für ökologisch wirtschaftende Großbetriebe, wie wir sie hier im Norden Deutschlands aufgrund der Flächenstruktur haben. Diese Anerkennung könnte ein Alleinstellungsmerkmal des Verbandes Biokreis werden. Ich rechne dem Biokreis hoch an, dass er den Schritt hinter unsere „KUHlissen“ gewagt hat und erkennen konnte, dass wir auch in einer oft ungewollten größeren Landwirtschaft die Natur und das Tier nicht aus dem Auge verlieren und voll und ganz für sie einstehen. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam mehr Vorurteile der Verbraucherschaft aus dem Weg räumen und auch im Norden des Landes die Wurzeln des Verbandes festigen und vertiefen können.
Wer ich in zehn Jahren sein werde: Da bin ich in dieser Zeit selbst gespannt, wo die Reise hingeht. Am liebsten wäre ich gerne weiterhin ich selbst und hoffe und wünsche uns allen das Beste, vor allem Gesundheit! Der Rest kommt, wie es kommen soll.