Im „Grafmühle-Stand“ wird mitgefiebert

Gabi Moos, Bäckerei Grafmühle auf dem Wochenmarkt

In unserer neuen Serie „Hinterm Ladentisch“ setzen wir die Direktvermarktung in Szene und schauen
uns in Biokreis-Hofläden und auf Marktständen um. Ein Besuch auf dem Passauer Wochenmarkt bei
Gabi Moos im Marktstand der Bäckerei Grafmühle …
Stück für Stück legt Gabi Moos (51) in eine große braune Tüte und murmelt dabei konzentriert die Preise vor sich hin. Immer wieder nickt sie mit dem Kopf, bis die Bestellung fertig verpackt ist und sie der Kundschaft den Preis mitteilt. Es muss schnell gehen auf dem Markt. Daher ist es Josef Bauer wichtig, dass in seinem Verkaufsstand im Kopf gerechnet wird. „Man muss dazu gezwungen werden – dann geht es auch“, sagt Gabi Moos, die seit rund sechs Jahren zwei Mal in der Woche den Stand betreut, und lacht. Auch wenn sie anfangs immer sehr aufgeregt war und Angst hatte, sich zu verrechnen.
Die Schlange scheint oft kein Ende zu nehmen, wenn sie freitags auf dem Passauer Wochenmarkt und samstags auf dem Neustifter Bauernmarkt die Backwaren der Biobäckerei Grafmühle (Landkreis Passau) verkauft. Stress ist das für Gabi Moos nicht. Die meisten sind Stammkundschaften, und dass wer ungeduldig oder unfreundlich ist, komme sehr selten vor. Außerdem ist die Verkäuferin mittlerweile routiniert im Ablauf ihres Markttags. Dieser beginnt um 5.15 Uhr in der Bäckerei Grafmühle, von der sie
nur einen Katzensprung entfernt wohnt. Um diese Zeit werden die Backwaren in Kisten verpackt in den Wagen geräumt. Das Kleingebäck sortiert sie bereits vor Ort ansprechend in die Körbe für die Auslage. Mit im Gepäck hat sie stets Brote aus dem traditionell befeuerten Holzofen, Kleingebäck, Mehle, Getreide, Semmelbrösel, Knödelbrot und Brotgewürz. So ausgestattet geht es los Richtung Stadt. Auf dem Marktgelände angekommen, hilft ihr meist gleich jemand beim Einparken des Standes auf seinen festen Platz.


Von 8 bis 13 Uhr geht es nun ans Verkaufen, freitags mit Unterstützung von Hannelore Denk. Im Sortiment ist wenig Süßes, aber die Bauernkrapfen und Dinkelhefezöpfe sind dafür umso beliebter.
Der Renner und das Besondere an ihrem Stand sind aber die Olivenzwirbel. Ansonsten wird viel Brot in unterschiedlichen Varianten verkauft. Ihr persönliches Lieblingsbrot: im Sommer das leichtere Josefibrot, im Winter Bauern- oder Gewürzbrot. „Roggen wärmt!“, hat Gabi Moos von ihrem Chef gelernt. Wenn es im Stand sehr kalt ist, steht ihr auch ein Ofen zur Verfügung. Heute, bei um die Null Grad, braucht sie den aber noch nicht. „Ich benutze ihn nur, wenn es wirklich ganz schlimm gefroren hat.“ Sie ist warm
angezogen und hat immer noch was zum Drüberziehen dabei. „Aber manchmal zehrt die Kälte schon. Das merkt man meist erst, wenn man daheim ist.“
Was an Ware übrig bleibt, geht freitagmittags in den Laden in der Grafmühle, der noch bis abends geöffnet hat. Samstags braucht es etwas Kreativität für die Resteverwertung. Aus Semmeln und Salzstangen wird Knödelbrot, anderes geht an die Bäckersfamilie und wenn die Gefriertruhe voll ist, auch an die Hochlandrinder in der Grafmühle. „Die bekommen dann das Feinste vom Feinsten“, sagt Gabi Moos und schmunzelt. Doch am besten gefällt ihr die Arbeit auf dem Markt ohnehin, wenn sie viel verkauft: „Ich fühle mich stark eingebunden und fiebere immer mit“.

