Woher kommt das Fleisch?
Biokreis-Schulung für Mitarbeitende hinter der Verkaufstheke.
Woher kommt das Fleisch in der Fleischtheke, und welche Tierhaltung steckt dahinter? Diesen Fragen gingen zehn Mitarbeitende von ebl Naturkost Ende Juni im Rahmen einer Biokreis-Schulung nach. Auf dem Biokreis-Hof von Wolfgang Kleinlein konnten sie sich ein realistisches Bild von der Milchviehhaltung
machen und den Landwirt über die Vorteile und Herausforderungen seines Betriebs befragen. Familie Kleinlein arbeitet mit der muttergebundenen Kälberaufzucht. Die Kälber verbringen die ersten Monate bei der Mutter in der Herde und werden erst anschließend in kleine Kälbergruppen integriert. Das heißt, dass die Kälber früh mit auf die Weide dürfen. „Wir bekommen oft Anrufe von aufgeregten Spaziergängern, dass da ein Kalb ohne Mutter außerhalb der Weide liegt“, erzählt Wolfgang Kleinlein. Da sei es wichtig, die Menschen zu beruhigen, aber im Zweifelsfalle müsse man auch zur Kontrolle hinfahren.
Rund 50 Milchkühe werden auf dem Hof gehalten, den Großteil macht die Zweinutzungsrasse Fleckvieh aus. Dazu kommen ein paar Ansbach-Triesdorfer Tiger, eine vom Aussterben bedrohte Dreinutzungsrasse. Während das Fleckvieh eine gute Fleisch- und Milchleistung vereinigt, wurden Ansbach-Triesdorfer Tiger
früher neben der Fleisch- und Milcherzeugung auch noch für die Feldarbeit genutzt. Durch eigene Nachzucht trägt Wolfgang Kleinlein so zum Erhalt der Rasse bei und vermarktet neben der Milch auch von Zeit zu Zeit die „Tiger-Salami“, die in der ebl-Metzgerei für ihn hergestellt wird.
Den Teilnehmenden erzählte der Landwirt von der Entstehung der Rassen und welche Vorteile durch Kreuzungen entstehen können: „In das Fleckvieh wurde unter anderem Rotbunt der Rasse Red Holstein eingekreuzt, damit sie schönere Euter bekommen und mehr Milch geben.“ Besonders das Euter spiele eine wichtige Rolle, da die Kühe sowohl auf der Weide als auch im Stall immer wieder im Schmutz liegen und dadurch Keime in das Euter gelangen, die zu Entzündungen führen können. Durch die Einkreuzung der Rasse Red Holstein ließ sich diese Problematik verringern. „Wir arbeiten in erster Linie mit homöopathischen Mitteln, wenn Probleme auftreten“, erzählte Kleinlein weiter. Damit wurden sehr gute Erfahrungen gemacht, und im letzten Jahr mussten auf dem Hof keine Antibiotika eingesetzt werden.
Theorie: Wissen zu Biokreis und Ökolandwirtschaft
Auf der Weide erklärte Kleinlein sein Weidesystem, das sogenannte Mob Grazing. Dabei werden relativ viele Tiere für kurze Zeit auf einer relativ kleinen Fläche gehalten. Einer der Vorteile sei, dass die Fläche als Ackerland mit dem Anbau von Luzerne genutzt werde, statt als Wiese. Denn wenn eine Fläche fünf Jahre
als Wiese oder Weide genutzt wird, verliert der Betrieb die Möglichkeit, sie wieder als Acker nutzen zu können. „Die Luzerne hat den Vorteil, dass sie tief wurzelt, und somit in Trockengebieten weltweit die sinnvollste Futterpflanze ist“, führte Wolfgang Kleinlein weiter aus. Da sie eine Beweidung allerdings nur
für kurze Zeit aushält, werden die Rinder nach etwa sechs Tagen auf eine andere Fläche geführt.
Zum Schluss der Hofführung wurden die Hühner in ihren Mobilställen begutachtet, bevor sich die Schulungs-Gruppe, einige mit frischer Rohmilch vom Hof beladen, zurück auf den Weg zur ebl-Zentrale machte. Hier folgte nach einer Mittagspause der theoretische Teil. Neben der Verbandsgeschichte des Biokreis und Hintergründen zum ökologischen Landbau im Allgemeinen tauschten sich die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen mit der Bio-Kundschaft aus. Intensiv wurde über die These diskutiert, ob eine Welt ohne Tierhaltung in puncto Klimawandel eine bessere wäre. Fast alle Teilnehmenden waren sich einig, dass das nicht zielführend wäre, da besonders Rinder in der
richtigen Haltungsform aktiv gegen den Klimawandel arbeiten und eben nicht nur Milch und Fleisch lieferten.
Auch die Thematik der Krankheitsbehandlung mit homöopathischen Mitteln wurde nochmal aufgegriffen. Verknüpft mit dem praktischen Input von Wolfgang Kleinlein konnte so ein rundes Bild über eine tierwohlorientierte Rinderhaltung geschaffen werden, welches die Fleischfachverkäufer:innen zukünftig mit interessierter Bio-Kundschaft teilen können.