Großprojekt „DresdenNATUR“: Klima- und Naturschutz Hand in Hand
Ende Mai versammelten sich Akteur:innen aus Politik, Landwirtschaft und Umweltschutz auf dem Biokreis-Betrieb Vorwerk Podemus in Dresden. Dort übergab Bundesumweltministerin Steffi Lemke den Förderbescheid für das Großprojekt „DresdenNATUR“. Es soll wertvolle Offenlandschaften in der Stadt erhalten.
Das Naturschutzgroßprojekt „DresdenNATUR – Kulturlandschaft mit Weitblick“ wird von der Stadt Dresden in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem Freistaat Sachsen in sieben Schwerpunktgebieten in und um Dresden durchgeführt. Es hat das Ziel, Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu erhalten und neu zu schaffen. Die Auftaktveranstaltung zum Projekt fand auf dem Biokreis-Betrieb Vorwerk Podemus statt, der im äußeren Westen des Stadtgebiets Dresden liegt. Ende Mai überreichten Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Sachsens Umweltminister Wolfram Günther den Fördermittelbescheid über 1,53 Millionen Euro an Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen. Mit dem Geld wird zunächst die dreijährige Planungsphase des Projekts finanziert. In dieser Zeit erarbeitet das Umweltamt landschaftsgestaltende Maßnahmen, die in den anschließenden zehn Jahren umgesetzt werden sollen.
Lebensraum und Klimaschutz: Naturnahe Landschaften als Kohlenstoffspeicher
Ein zentrales Anliegen des Projekts ist der Erhalt der Dresdner Offenlandflächen: Dazu gehören die Elbauen, das Schönfelder Hochland und die Lößplateaus am westlichen Stadtrand. Diese oftmals landwirtschaftlich genutzten Flächen sind Lebensräume für seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten. Um diese Vielfalt dauerhaft zu bewahren, sollen zum Beispiel Streuobstwiesen wiederhergestellt oder Gehölzstreifen, Blühstreifen und Feldraine angelegt werden.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke betonte, dass das Projekt aber nicht nur dem Naturschutz diene, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leiste: „Diese Landschaften sind nicht nur für die biologische Vielfalt wichtig, sondern auch für den Klimaschutz von ungemeiner Bedeutung.“ Die Projektmittel, die aus dem Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ stammen, würden für den Erhalt von Landschaften eingesetzt, die einen hohen Wert für die Biodiversität haben und zugleich wichtige Kohlenstoffspeicher
seien. Sie könnten langfristig dabei helfen, das in Trockenzeiten knappe Wasser zu speichern. Klima- und Naturschutz, so Steffi Lemke weiter, gingen hier Hand in Hand, wenn Starkregen in den renaturierten
Auenlandschaften aufgefangen und abgeleitet wird. Das schütze den Boden vor Erosion und leiste einen Beitrag zur Hochwasservorsorge.
Streuobstwiesen: Schätze für die Artenvielfalt
Zu den sieben Gebieten in Dresden, denen sich das Projekt widmen will, gehören auch die Lößplateaus im Westen Dresdens. Hier befinden sich besonders viele Streuobstwiesen – wahre Schätze in der Region; bieten sie doch allerlei Vogelarten Brut- und Rastplätze. Die Kulturlandschaft ist von der Nutzung durch die Landwirtschaft und von den naturnahen Elbseitentälern geprägt. Hier im Westen befindet sich auch der Biokreis-Betrieb Vorwerk Podemus, der seine Flächen schon seit 1991 ökologisch bewirtschaftet.
Eva Jähnigen, Dresdens Umweltbürgermeisterin, hob den Wert dieser Flächen besonders hervor: „Mit nachhaltig bewirtschafteten Flächen und dem grandiosen Blick auf unsere Stadt steht dieser Ort idealtypisch für ‚Kulturlandschaft mit Weitblick‘.“ Der Erhalt und die Erweiterung der Streuobstwiesen in diesem Gebiet sind insbesondere für Vögel, Fledermäuse und Insekten von großer Bedeutung. Die zusätzliche Anlage von Pufferzonen und Gehölzstreifen soll Gewässer vor Schadstoffeintrag durch Bodenerosion schützen.
Globale Verantwortung – lokal leben
Steffi Lemke stellte in ihrer Rede nicht zuletzt die Verbindung zwischen globalen Umweltzielen und den lokalen Flächen her: „Das Pariser Klimaabkommen und das Weltnaturschutzabkommen von Montreal klingen abstrakt. Da wird etwas verhandelt und ein Abkommen geschlossen. Die Menschen fragen mich manchmal: Was hat das mit uns zu tun?“ Der Start des Projekts zeige, wie internationale Beschlüsse in der
Praxis umgesetzt werden. „Die globale Erkenntnis ist, dass wir auf Natur essenziell angewiesen sind und dass wir etwas dafür tun müssen, gerade in einem Land, das so dicht besiedelt und so industrialisiert ist wie Deutschland.“
Offenland
Offenland umfasst alle nicht bebauten Flächen und nicht durch Bäume oder Gehölze dominierte Gebiete. Dazu gehören neben landwirtschaftlich genutzten Flächen auch Moore, ehemalige Truppenübungsplätze
oder Bergbaufolgelandschaften. Ohne menschlichen Eingriff würden sich aus Offenland meist Wälder
entwickeln. Zur Erhaltung und Pflege von Offenlandschaften bedarf es daher der Biotoppflege. Sie kann
zum Beispiel durch Tiere erfolgen, die die Gehölze zurückbeißen.