Die Bio-Kampagne braucht den politischen Unterbau!

Von Josef Brunnbauer | Gepostet am 27.02.2024

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Aktuell beschleicht einen das Gefühl, dass Anspruch und Wirklichkeit in der gegenwärtigen agrarpolitischen Auseinandersetzung diametral auseinander gehen.

Einerseits erklärt man den ökologischen Landbau zum Leitbild der bundesdeutschen Agrarpolitik und fordert selbstbewusst, den Anteil ökologisch bewirtschafteter Fläche in den kommenden sechs Jahren auf 30 Prozent zu erhöhen und dies auch mit einer Info-Kampagne zu unterstützen. Andererseits erleben wir einen Bundeslandwirtschaftsminister, der in strategischen Entscheidungen vom Paulus zum Saulus mutiert und trotz vollmundiger Versprechen einer Abstimmung zum Verbot des Totalherbizids Glyphosat mit seiner Stimmenthaltung eben keine deutliche Absage erteilt.

Im Weiteren wurden Steuervergünstigungen für Gasöl und Kfz-Steuer gestrichen, was im Grundsatz jede Form von landwirtschaftlicher Produktion belastet – ohne zu bedenken, welche Auswirkung das Ganze für die heimische beziehungsweise ökologische Landwirtschaft mit sich zieht. Wären Landwirt:innen in der Lage, ihre Preise für die erzeugten Produkte selbst zu gestalten, wäre die Lösung eine einfache – die Produkte würden eben um diesen Betrag im Preis steigen. Die Realität sieht leider anders aus. Auch deshalb weil die landwirtschaftliche Produktion eben nicht in der Lage ist, ihre Preise selbst zu gestalten, werden in Folge der Druck auf kleinere und mittlere Betriebe steigen und die Konzentrationsprozesse und
die Intensivierung weiter vorangetrieben. Dies geht vor allem zu Lasten ökologisch wirtschaftender Betriebe und schlussendlich auf Kosten von Umwelt, Natur und Artenschutz. Die Welt muss dadurch noch intensiver und effizienter gestaltet werden, und der Druck heizt in Folge von Hunger nach Fläche die Konkurrenzsituation weiter an. Schließlich wird sich der Strukturwandel weiter verschärfen, kleinere und mittlere Betriebe werden aufgeben, das Credo für „Wachse oder Weiche“ wird uns auch in Zukunft als alles überschattende Hybris begleiten.

Vor diesen Entwicklungen fällt das Urteil über die aktuell laufende Info-Kampagne durchwachsen aus. Natürlich brauchen wir eine positive Stimmung für den Kauf von Bio-Lebensmitteln, natürlich braucht es dafür auch mediale Unterstützung von Seiten der Politik – gerade jetzt, wo Menschen aufgrund von Verunsicherung und knapper werdenden Kassen beim Kauf von Bio-Lebensmitteln immer noch zurückhaltend sind. Umso wichtiger ist es, dass ihnen die Herausforderungen, die mit der Produktion
und dem Konsum von Bio-Lebensmitteln verbunden sind, deutlich gemacht werden. Preisunterschiede, begrenzte Verfügbarkeit und die Definition von „Bio“ müssen klar und verständlich erläutert werden.

Das alles ist richtig und wichtig, um den Kauf von Bio-Lebensmitteln anzuschieben. Sinn macht das Ganze aber nur dann, wenn auch die politischen Rahmenbedingungen in der Art gestaltet werden, dass die Produktion von ökologischen Lebensmitteln statt nur möglich vorzüglich ist. Dazu braucht es nicht nur eine Info-Kampagne, die den Kauf positiv unterstützt, sondern auch politische Entscheidungen, die ein Wachstum innerhalb der ökologischen Produktion möglich machen. Ansonsten verkommen derartige Maßnahmen zur Farce, weil sie etwas befördern, für das der politische Unterbau fehlt. Schlussendlich muss sichergestellt werden, dass die Verbraucherschaft informierte Entscheidungen treffen kann und die Landwirtschaft nachhaltig und gerecht weiterentwickelt wird.

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Josef Brunnbauer

Josef Brunnbauer ist langjähriger Geschäftsführer des Biokreis e.V. und betreut den Bereich Verarbeitung und Handel.