Bio wirkt – und regenerativ?

Blühende Wiese
Der Ökolandbau geht mit seinem ganzheitlichen Ansatz weit über regenerative Einzelmaßnahmen
hinaus.
Der Bio-Landbau steht seit jeher für einen ganzheitlichen, naturverbundenen Umgang mit Boden, Klima und Biodiversität. In seinem Kern ist die ökologische Landwirtschaft regenerativ, denn sie verfolgt das Ziel, den natürlichen Kreislauf wiederherzustellen und die Fruchtbarkeit des Bodens nachhaltig zu sichern. Dabei greifen viele Ansätze, die heute unter dem Begriff „regenerativ“ geführt werden, auf bewährte Methoden des Ökolandbaus zurück – von der Fruchtfolge über den gezielten Anbau von Leguminosen bis hin zum Einsatz von Zwischenfrüchten. Diese Praktiken sind fester Bestandteil der Bio-Prinzipien, die seit den Pionierzeiten in der Bio-Bewegung etabliert sind.
Während der Begriff „regenerativ“ in der ökologischen Landwirtschaft seit jeher eine zentrale Rolle spielt, wird er heute zunehmend auch von konventionellen Akteur:innen verwendet – oft als Schlagwort für einzelne Maßnahmen, die jedoch nicht den ganzheitlichen Anspruch des Ökolandbaus erfüllen. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass der Ökolandbau gesetzlich klar definiert und wissenschaftlich belegt ist. Er garantiert eine umfassende Nährstoffrückführung, einen Verzicht auf synthetische Betriebsmittel und eine Bewirtschaftung, die nicht nur den Boden, sondern auch Artenvielfalt, Klima und Gewässer schützt. Im Gegensatz dazu wird der Begriff „regenerativ“ häufig auf einzelne Maßnahmen reduziert, ohne dass diese in ein gesamtheitliches Konzept eingebettet sind.
GEMEINSAMES ZIEL
Die Gemeinsamkeit beider Ansätze liegt in ihrem Ziel, die natürlichen Ressourcen zu schonen und die langfristige Bodenfruchtbarkeit zu fördern. Beide Systeme streben danach, die Balance zwischen Nutzung und Erhalt der natürlichen Kreisläufe zu wahren. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass der ökologische Landbau mit seinen strengen Vorgaben und umfassenden Standards weit über einzelne regenerative Maßnahmen hinausgeht.
Im Kontext der aktuellen Diskussionen um Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird der Unterschied zwischen ökologischer und regenerativer Landwirtschaft immer wichtiger. Es bedarf klarer Definitionen und einer konsequenten Umsetzung ganzheitlicher Konzepte, um Greenwashing und Verwässerungen des Begriffs „regenerativ“ zu vermeiden. Besonders bedenklich ist der Einsatz des Begriffs in Kombination mit hochgradig degenerativen Praktiken, wie dem Einsatz von chemisch- synthetischen Pestiziden oder Düngemitteln. Die oft propagierte Direktsaat mit gleichzeitiger Anwendung von Glyphosat und umstrittener Klimaschutzwirkung zeigt, wie industrielle Akteur:innen das regenerative Narrativ für Greenwashing nutzen.
Die wirkliche Unterscheidung ist die zwischen einer ganzheitlichen, ökologisch-regenerativen Landwirtschaft auf der einen Seite und einer industriellen Landwirtschaft mit regenerativen Elementen
auf der anderen Seite. Zugleich können etablierte Öko-Betriebe Impulse aus der regenerativen Bewegung aufnehmen, um ihre eigene ökologische Wirtschaftsweise zu optimieren. So können ernsthafte regenerative Akteur:innen Inspirationsgebende und Verbündete des Ökolandbaus sein.
