Eine grüne Idee mit Langzeitwirkung

Kinderführung auf dem „SpeiseGut“. Bild: Volker Gehrmann
Netzwerk Demonstrationsbetriebe für den ökologischen Landbau
Wer erinnert sich noch? Da gab es mal eine Bundeslandwirtschaftsministerin, aus den Reihen der Grünen kam sie, die hieß Renate Künast. Das war von 2001 bis 2005. Heute ist sie raus aus dem politischen Geschäft. Zu ihrem Erbe, das – hoffentlich – nicht vergeht, zählt das Netzwerk Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau. Denn für mehr Öko, dafür steht das von ihr geschaffene Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) – und das Netzwerk ist Teil desselben. Grundlegende Aufgabe des Netzwerks: werben und Aufmerksamkeit schaffen für den ökologischen Landbau.
Rund 300 von knapp 37.000 Öko-Betrieben in ganz Deutschland, gehören zum Netzwerk. Auch der ein oder andere Biokreis-Betrieb ist unter den vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ausgewählten Betrieben, beispielsweise der von Daniel Grosser geführte Grosserhof in
Ergolding nordöstlich von München, unser Klosterhof Bünghausen östlich von Köln oder die Solidarische Landwirtschaft SpeiseGut in Berlin.
Daniel Grosser ist eh schon vielfach engagiert. Zum Beispiel im bayerischen BioRegio Netz, wo unter dem Titel „Bauer zu Bauer“ auch vermehrt Landwirt:innen angesprochen werden. Denn nur wenn mehr Landwirte auf den Öko-Landbau umstellen, dann wird es auch was mit dem bundesweiten Ziel, 30 Prozent der Landwirtschaft auf Öko umzustellen.
Ein ähnliches Ziel hatte Renate Künast damals vor über 20 Jahren. Doch schon in den ersten Jahren stellte sich heraus, dass es richtig schwierig ist, mit den konventionell wirtschaftenden Kolleg:innen ins Gespräch zu kommen. „So stellte sich das bundesweite Netzwerk der Demonstrationsbetriebe flugs breiter auf“, berichtet Elmar Seck vom BÖL, der auch Sprecher für das Netzwerk ist: „Wir wollen mit den Öko-Leuchtturmbetrieben zeigen, wie der Ökolandbau in der Praxis funktioniert.“ Jetzt werden neben Landwirt:innen auch die Verbraucherschaft, Unternehmen, Schulen – eigentlich alle Personengruppen – angesprochen.
Dies gelingt unter anderem mit Info-Veranstaltungen, die die Öko-Höfe anbieten. Daniel Grosser beispielsweise lädt Schülerinnen zum GirlsDay ein, informiert Azubis der gewerblichen Kundschaft, die dann auch besser beraten können. Und über das bayerische BioRegio-Betriebsnetz informiert er gerne auch (Öko)Landwirt:innen über die Öko-Landwirtschaft auf dem eigenen Hof. Dies ist für ihn eine geschickte Kombination und darum ist er auch in beiden Netzwerken aktiv.

Bei uns auf dem Klosterhof bieten wir, gemeinsam mit dem Biokreis, beispielsweise Seminare zur Hühner- und Schafhaltung an, veranstalten Hoffeste, Thementage, Hofführungen und dergleichen mehr. So erreichen wir eine breite Zielgruppe – angefangen von interessierten Landwirt:innen über Familien, Schulen und Kindergärten.

So soll es auch sein, bestätigt Elmar Seck: „Wer auf einem Öko-Hof war und an einer Veranstaltung teilgenommen hat, versteht meist, dass Öko-Landbau oft anders, gerne auch arbeitsintensiv ist – und dass die Produkte ihren Preis wert sind.“ Wenn die zahlungsbereite Kundschaft sich vermehrt, hat auch die Öko-Landwirtschaft bessere Perspektiven, was gerade heute angesichts der für die Landwirtschaft teilweise miesen Auszahlungspreise für Öko-Milch und Öko-Fleisch besonders wichtig ist.
Mitglied im Netzwerk der Demonstrationsbetriebe zu sein, hat für die Betriebe vielerlei Vorteile. Neben einem finanziellen Zuschuss zur Durchführung von Veranstaltungen, bekommen die Netzwerkbetriebe kräftig Unterstützung von Seiten der Koordinationsstelle. So organisiert die Koordinationsstelle Gemeinschaftsaktionen, Netzwerk-Treffen oder auch Online-Fortbildungen, damit sich die Betriebe kennenlernen und austauschen können. „Das ist bei einem bundesweiten Netzwerk mit so unterschiedlichen Betrieben eine echte Aufgabe “, weiß Thomas Kollritsch von der Koordinationsstelle in Bonn. Außerdem sorgt die Koordinationsstelle dafür, dass die Betriebe in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen werden z. B. durch Betriebsporträts auf oekolandbau.de, Mitteilungen in Presse und Social Media.
In diesem Jahr wird die Gemeinschaftsaktion „Bio? Na Logo!“ für die Betriebe organisiert. Dazu fanden bereits fünf Online-Info-Talks zu den Themen Klimaschutz, Boden, Artenvielfalt, Gewässerschutz und artgerechte Tierhaltung statt. Dabei ging es immer darum aufzuzeigen, wie Öko-Landbau eben genau da gute Leistungen – auch für die Gesellschaft – erbringt. Die Betriebe erhielten nicht nur Fachinformationen, „sie konnten sich auch austauschen und Anregungen miteinander besprechen,“ so Thomas Kollritsch. Netzwerken macht eben schlauer – und zur Unterstützung der eigenen Öffentlichkeitsarbeit gibt es für die Demo-Betriebe noch ein Päckchen mit Materialien für die nächsten Hofveranstaltungen. Ein Netzwerk also mit Vielfach-Nutzen: Wissen, Austausch und finanziellem Ausgleich – „dafür suchen wir gerne Betriebe mit Sendungsbewusstsein“, betont Elmar Seck. Noch aber läuft die aktuelle Vertragsperiode – wahrscheinlich bis Ende 2026, also wird hoffentlich in 2026 oder 2027 die neue Interessenbekundung ermöglicht. Interessierte Betriebe können dann darauf reagieren.

MEHR INFOS:
www.demonstrationsbetriebe.de
Kontakt BÖL und die Koordinationsstelle Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau:
- Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Deichmanns Aue 29, 53179 Bonn
Elmar Seck, BÖL Informationsmanagement, E-Mail: elmar.seck@ble.de - Koordinationsstelle Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau
c/o m&p: public relations GmbH, Joseph-Schumpeter-Allee 23, 53227 Bonn
E-Mail: info@demonstrationsbetriebe.de
Peter Schmidt ist Ökolandwirt und Vorstand des Biokreis Erzeugerring NRW und Niedersachsen e.V.