Regenmacher und Klimakühler

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Beim Bodentag der IG Gesunder Boden referierte Dipl.-Geograph Stefan Schwarzer über die Wirkung von Schwammlandschaften und deren Nutzen für die Landwirtschaft.
Beim Bodentag der Interessengemeinschaft Gesunder Boden e.V. geht es stets um das wichtigste Gut, das wir besitzen: Nur mit einem gesunden Boden wachsen gesunde Pflanzen, die wiederum gesunde Tiere und schließlich auch gesunde Menschen ernähren können. Dipl.-Geograph Stefan Schwarzer erklärte in einem der Vorträge anschaulich, wie die Landwirtschaft Teil der Lösung sein und das Klima beeinflussen kann auf der Basis: „Wir müssen mehr verdunsten, damit es feucht bleibt“.
Wo kommt unser Regenwasser her?
Natürlich kommt das Wasser von oben aus den Wolken. Wo diese Wolken jedoch herkommen, hängt stark von der Region ab. Ein Teil des Wassers stammt vom Meer, und dieser Anteil beträgt etwa 50 Prozent. Die anderen 50 Prozent kommen vom Land, und davon entfallen rund 70 Prozent auf die Vegetation. Das bedeutet, dass das Wasser, das von den Pflanzen verdunstet, zu einem großen Teil auch wieder als Regen in unserer Region niedergeht. So entsteht ein Wasserkreislauf, der regional beeinflusst werden kann. Daher ist es wichtig, das Wasser durch Pflanzen in der Landschaft zu halten.
Bisher war genügend Wasser vorhanden, sodass wir Systeme entwickelt haben, um es abzuleiten. Durch Drainagen, Gräben und Kanäle wird das Wasser schnell in Bäche und Flüsse abgeleitet, wodurch es keine Möglichkeit mehr hat, im Boden zu versickern und unseren Grundwasserspeicher aufzufüllen. Mittlerweile haben wir jedoch bemerkt, dass der Grundwasserspiegel sinkt und wir es nicht mehr schaffen, ihn zu erhöhen. Wir müssen das Wasser wieder zurückhalten und speichern, anstatt es abzuleiten. Eine von vielen Lösungen sind die sogenannten Schwammlandschaften.
Was sind Schwammlandschaften?
Schwammlandschaft ist ein Begriff, der in der Umwelt- und Bodenforschung verwendet wird, um Landschaften oder Gebiete zu beschreiben, die eine besonders hohe Fähigkeit zur Speicherung von Wasser und Nährstoffen besitzen. Diese Landschaften zeichnen sich durch einen Boden aus, der wie ein Schwamm wirkt – er kann große Mengen Wasser aufnehmen und speichern, ohne dass es zu einer Übersättigung kommt. Einige bekannte Beispiele sind Waldgebiete oder Feuchtgebiete wie zum Beispiel Moore. Diese Landschaften sollen dem Klimawandel entgegenwirken, indem sie bei Starkregen viel Wasser aufnehmen und speichern. Bei Trockenheit wird dieses Wasser aus dem Speicher abgegeben und bei Hitze auch noch die Landschaft gekühlt. Das Schlüsselwort ist hier: Vegetation. Denn diese ist zu all diesen wichtigen Eigenschaften fähig.
Wie kühlt Vegetation unser Klima?
Vegetation bezeichnet die Gesamtheit der Pflanzenwelt eines Gebiets, einschließlich Bäume, Sträucher, Gräser und andere Pflanzentypen. Sie spielt eine wesentliche Rolle im Ökosystem, insbesondere bei der Regulierung des Klimas. Der kühlende Effekt von Vegetation ist besonders im Sommer spürbar: In Städten oder Gebieten mit wenig Pflanzenwachstum heizt sich die Luft stärker auf als in bewaldeten Regionen. Dies liegt nicht nur an der Beschattung durch Pflanzen, sondern vor allem an der Verdunstung von Wasser. Pflanzen nehmen Wasser aus dem Boden auf, das über ihre Blätter verdunstet. Dieser Prozess entzieht der Luft Energie und kühlt sie ab. Ein großer Baum kann an einem heißen Sommertag bis zu 400 Liter Wasser verdunsten, was der Kühlleistung von etwa zehn Klimaanlagen entspricht, die den ganzen Tag laufen. Auch auf kleineren Flächen, wie etwa einer Wiese, ist es spürbar kühler als auf heißem Asphalt, obwohl die Sonne an beiden Stellen gleich stark scheint. Je mehr Pflanzen vorhanden sind, desto stärker
ist der Kühlungseffekt.
Dieser Mechanismus wird durch den Kreislauf von Wasser und Energie verstärkt. Wenn Sonnenenergie auf den Boden trifft, nehmen die Pflanzen einen Großteil davon auf und verdunsten Wasser (linke Abbildung). Dabei bilden sich Wolken, die verhindern, dass noch mehr Wärme auf den Boden einwirkt. Diese Wolken bringen zudem Regen, der das Wasser im Boden erneuert, sodass der Verdunstungsprozess weitergeht. So sinkt die gefühlte Temperatur, und das Wasser bleibt im Boden gespeichert. In Gebieten mit wenig Vegetation (rechte Abbildung) fehlt diese Kühlwirkung. Weniger Wasser verdunstet, die gefühlte Temperatur steigt, und es bilden sich weniger Wolken, was zu einem Mangel an Niederschlag führt. In Städten ohne ausreichenden Pflanzenbestand tritt dieser Effekt besonders stark auf, da das Fehlen von Pflanzen und Wasser die Erwärmung verstärkt.
Diese Beispiele zeigen, dass die Vegetation eine wichtige Rolle dabei spielt, das Klima zu beeinflussen – besonders in der Landwirtschaft, wo gezielte Pflanzungen helfen können, das lokale Klima zu kühlen und die Wasserverfügbarkeit zu sichern.
Wie kann die Landwirtschaft diese Klimawirkungen umsetzen?
Um diese Ziele zu erreichen, gibt es viele verschiedene Ansätze, die je nach Region variieren können. Ein wichtiger Aspekt ist, mehr Vegetation zu schaffen, um die natürlichen Kreisläufe zu fördern. Mehr Pflanzen bedeuten nicht weniger Wasser, sondern mehr. Obwohl wir durch Maßnahmen wie den Einsatz von Zwischenfrüchten Wasser verbrauchen, bleibt dennoch mehr Wasser für die nachfolgende Kultur übrig. Eine Hecke auf dem Acker mag zwar wertvolle Fläche beanspruchen, sie kann jedoch auch viele Vorteile bringen und langfristig zu höheren Erträgen führen.


Grafik: Stefan Schwarzer, UN Environment/GRID-Geneva
Nachfolgend einige Beispiele:
- Agroforst
Durch Baumreihen entsteht ein kleiner Wasserkreislauf. Der Boden wird beschattet, und die Verdunstung der Bäume liefert wieder Wasser für die darunterliegende Kultur. Zudem wird der Boden vor Erosion geschützt und wertvoller Humus erhalten. - Achslasten reduzieren
Bodenverdichtung verringert die nutzbare Feldkapazität und reduziert die Fähigkeit, Wasser zu speichern. Dabei sind nicht nur die Größe und der Luftdruck des Reifens entscheidend, sondern auch die Achslast. Diese wirkt in die Tiefe und lässt sich nur schwer wieder beheben.
- Direktsaat
Hier wird angestrebt, den Boden stets mit Pflanzen zu bedecken. Dies stellt jedoch eine große Herausforderung für den ökologischen Landbau dar, da die Beikrautregulierung sehr anspruchsvoll ist. - Untersaaten
Untersaaten beschatten den Boden, durchwurzeln ihn und fördern das Bodenleben. Sie bieten zahlreiche weitere Vorteile. - Zwischenfrüchte
Zwischenfrüchte spielen eine wichtige Rolle, da sie den Boden zwischen den Kulturen bedecken, schützen und aufbauen. - Ständige Bodenbedeckung
„brauner“ Boden über längere Zeiträume ist angreifbar und schutzlos. Bei Hitze erwärmt er sich extrem und schadet dem Bodenleben. Bei Regen und Wind kann es zu Erosion kommen. Die Nährstoffe können ausgewaschen werden. Empfehlung: Die Bearbeitung reduzieren und wieder schnell ansäen, um den Humusaufbau zu fördern!
- Mehr Humus, Kleegras, Waldumbau, Keyline Design, Drainagen-Rückstau, Kulturwehre, grüne Städte, …
Dies sind nur ein paar von zahlreichen Möglichkeiten, unsere Böden an den Klimawandel anzupassen. Besonders förderlich ist, dass die Landwirtschaft so vielseitig ist und ein großes Potenzial besitzt, innovative Lösungen zu entwickeln.
Der Autor Anton Reisinger ist Biokreis-Berater in der Oberpfalz,
in Oberfranken und Kelheim und zeigte sich begeistert vom Bodentag 2024
mit dem Titel „Lebendige Böden. Stabile Systeme im Klimawandel“
der Interessensgemeinschaft Gesunder Boden.