Regen- und Brauchwasser in der Landwirtschaft
Wo kann es optimal eingesetzt werden? Tipps vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft
Die Umweltbelastungen der Tierhaltung und Lebensmittelproduktion zu verringern und möglichst ressourcenschonend zu arbeiten, ist die große Herausforderung in Zeiten des Klimawandels. Eine weltweit immer knapper werdende Ressource ist Wasser. Um Trinkwasser zu sparen, kann verstärkt Regen- und Brauchwasser genutzt werden. Welche Systeme braucht man dafür und wofür ist Regenwasser nutzbar?
Die Schweinehaltung benötigt viel Wasser. In einem Kilogramm Schweinefleisch stecken im globalen Durchschnitt knapp 6000 Liter Wasser. Das ist der sogenannte Wasserfußabdruck von Schweinefleisch. Er umfasst das Tränk- und Reinigungswasser sowie den Wasserverbrauch für den Anbau des Futters. In der Landwirtschaft gibt es grundsätzlich zwei Wasserquellen: blaues und grünes Wasser. Blaues Wasser stammt aus Flüssen und Seen oder aus dem Grundwasser. Es wird zur Bewässerung einzelner Kulturen und zum Tränken der Tiere genutzt. Grünes Wasser umfasst natürliche Niederschläge wie Regen oder Schnee. Im Gegensatz zum blauen Wasser wird das grüne Wasser nicht dem natürlichen Wasserkreislauf entnommen. Deshalb ist ein hoher Anteil an grünem Wasser gut für die Wasserbilanz eines Lebensmittels. Blaues Wasser wirkt sich hier eher ungünstig aus.
Lokale Engpässe
Mit durchschnittlich 700 bis 800 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fällt in Deutschland für die Produktion von Lebensmitteln fast überall ausreichend Regen. Bisher gibt es in Deutschland keinen flächendeckenden Wassermangel, doch im Zuge des Klimawandels entwickelt sich die Wasserverfügbarkeit regional unterschiedlich. In einigen Orten gab es bereits lokale oder regionale Engpässe. Weitere trockene Sommer und wenig Niederschlag im Winter würden die Wasserverfügbarkeit weiter verschlechtern. Auf der anderen Seite nehmen Starkregenereignisse zu. Es bietet sich daher an, das grüne Wasser, also das Niederschlagswasser, aufzufangen und zu speichern, um es zu nutzen. Das entlastet die Trinkwasserversorgung in normalen Zeiten, aber vor allem auch in Trockenperioden.
Auf schweinehaltenden Betrieben bieten die großen Dachflächen auf Scheunen, Lagerhallen und Ställen ideale Möglichkeiten, das Regenwasser aufzufangen. Dieses Wasser wird in großen Behältern, so genannten Zisternen, gesammelt. Zisternen bestehen aus Kunststoff oder Beton und sind häufig im Boden eingelassen, um Licht und Wärme fernzuhalten. Aufgrund der Dunkelheit und der kühlen Temperatur können sich keine Algen oder Mikroorganismen bilden. Filter im Zulauf reinigen das Regenwasser und ermöglichen eine problemlose Lagerung. Der Speicherbedarf muss für jeden Betrieb individuell berechnet werden. Wer die Größe des Regenspeichers ermitteln möchte, kann ein Online-Rechenprogramm nutzen, zum Beispiel das der Berliner Wasserbetriebe.
Ist der Speicher voll, muss das Regenwasser entweder in das kommunale Abwassersystem eingespeist werden (meist kosten- und genehmigungspflichtig) oder besser noch in der unmittelbaren Umgebung versickern können. Diese Sickermulde hat als Bemessungsgrundlage die gesamte Dachfläche, auch wenn ein Regenspeicher vorhanden ist. Im ungünstigsten Fall, zum Beispiel bei Starkregen, muss bei gefülltem Speicher das überschüssige Wasser vollständig abgeleitet werden, da es sonst zu Überschwemmungen kommen kann.
Wofür ist Regenwasser nutzbar?
Die europäische Norm DIN EN 16941 regelt die Nutzung von Regenwasser. Regenwasser ist kalkfrei und kann überall dort eingesetzt werden, wo keine Trinkwasserqualität erforderlich ist. In der Schweinehaltung wird es beispielsweise zur Reinigung der Ställe, zur Sprühkühlung oder Wasserverneblung bei Hitze eingesetzt, aber auch für die Reinigung von Feldspritzen, von Sozialräumen, die Toilettenspülung und die Bewässerung der Stallbepflanzung. Erfahrungsgemäß kann etwa die Hälfte des Trinkwasserbedarfs durch Regenwasser ersetzt werden. Als Trink- und Tränkwasser ist Regenwasser jedoch nicht geeignet. Das Umweltbundesamt (UBA) schreibt auf seiner Homepage: „Auch wenn die hygienische Qualität von Regenwasser oft die Anforderungen an Badegewässer einhalten kann, ist sie nicht mit der von Trinkwasser vergleichbar.” Das Waschen von Stallkleidung und anderer Wäsche ist mit Regenwasser jedoch möglich. Ein weiterer Pluspunkt: Wegen der geringeren Wasserhärte benötigt man weniger Waschmittel. Das UBA empfiehlt immungeschwächten Personen, in eine Wasseraufbereitungstechnik zu investieren. „Zwar werden beim Wäschewaschen mit Regenwasser durch Temperatur und Waschmittel gesundheitsgefährdende Keime in der Regel abgetötet. Beim anschließenden Spülen mit kaltem Wasser ist dies jedoch nicht sichergestellt, so dass Keime in die Wäsche übertragen werden können. Dieses Risiko kann nur durch eine geeignete Aufbereitung des Wassers oder durch anschließendes Bügeln der Wäsche
ausgeschlossen werden.”
Brauchwasser (Graues Wasser)
In der europäischen DIN EN 16941 ist auch die Verwendung von Grauwasser geregelt. Brauchwasser oder Grauwasser ist das Wasser, das aus Duschen, Badewannen und Handwaschbecken abfließt. Auch Wasser aus Waschmaschinen und Küchenspülen kann nach entsprechender Aufbereitung dazugehören. Es handelt sich also um leicht verschmutztes Wasser, das erst nach einer Reinigung wieder verwendet werden kann. Laut Euronorm darf behandeltes Grauwasser für Toilettenspülungen und Gartenbewässerung sowie die Reinigung von Wäsche und Gegenständen genutzt werden. Die Verwendung als Trinkwasser, zur Körperhygiene sowie die direkte Nutzung ohne Aufbereitung ist verboten. Der Einbau von Grauwassernutzungsanlagen ist laut Trinkwasserverordnung (TrinkwV) meldepflichtig, und der Betrieb muss dem zuständigen Gesundheitsamt schriftlich angezeigt werden. Das Wasser aus Dusche, Badewanne und Handwaschbecken wird in einer Grauwassernutzungsanlage gesammelt. In einem zweistufigen Verfahren wird das gesammelte Wasser zuerst biologisch gereinigt und anschließend durch Membranfiltration von den restlichen Schmutzpartikeln befreit. Sind die gesetzlichen Hürden genommen, bietet die Sammlung, Aufbereitung und damit Wiederverwendung von Grauwasser ein großes Einsparpotential von kostbarem Trinkwasser.
Ist die Nutzung von Regen- und Brauchwasser wirtschaftlich?
Regen- und Brauchwassernutzung ist Stand der Technik und in ganz Deutschland verfügbar. Allgemeingültige Aussagen zur Wirtschaftlichkeit sind jedoch schwierig, da jede Lösung betriebsindividuell zu betrachten ist. Generell lässt sich aber sagen: Bis zu 50 Prozent der Trink- und Abwasserkosten können im Einfamilienhaus durch Regen- und Grauwassernutzung eingespart werden. Bei gewerblichen und öffentlichen Anlagen sind Einsparungen von über 90 Prozent möglich. Diese Einsparungen betreffen sowohl die Abwasser- als auch die Trinkwassermenge und deren Kosten. Je weniger Abwasser vom Betriebsgelände in die öffentliche Kanalisation gelangt, desto geringer sind die Gebühren für die energieintensive Abwasserreinigung. Jeder Kubikmeter Regenwasser, der für Reinigung und Bewässerung genutzt wird, ersetzt einen Kubikmeter Trinkwasser, der so nicht den natürlichen Vorräten entnommen, aufbereitet und zu den Entnahmestellen der Kunden gepumpt werden muss. Langfristig spart das Geld und schont die wichtige Ressource Grundwasser.
Die Amortisationszeiten für private Regen- oder Brauchwassernutzungsanlagen liegen zwischen zehn und 20 Jahren. Größere Anlagen in öffentlichen Gebäuden erreichen diese oft schon nach zehn Jahren, in der Industrie nach fünf Jahren, so dass für die Landwirtschaft von ähnlichen Amortisationszeiten ausgegangen werden kann. Generell hängt die Amortisationszeit von regionalen Faktoren wie Wasser- und Abwasserpreisen, eventuellen Förderungen und Abwassergebühren ab. Doch die Wirtschaftlichkeit ist hier nur ein Aspekt. Ebenso wichtig bei der Bewertung der Regenwassernutzung ist der ökologische Nutzen im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.
Quelle: BZL, nutztierhaltung.de