Management-Tipps für heiße Sommermonate

A herd of cows producing milk for Gruyere cheese in France in the spring
Hitze löst bei Rindern Stress aus. An heißen Tagen können verschiedene Maßnahmen helfen.
Wiederkäuer lieben kühle Temperaturen, da sie über ihren komplexen Stoffwechsel sehr viel Wärme produzieren. In Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren kommt es daher bei diesen Tieren ab einer bestimmten Temperatur zu Hitzestress. Die LfL Bayern hat dieses Problem folgendermaßen beschrieben:
Wie zeigt sich Hitzestress und seine Folgen?
- Die Kuh versucht über vermehrtes Atmen, Wärme abzugeben (Verdunstungskühlung) → Atemfrequenz steigt weit über physiologisch normalen Bereich (Gefahr einer respiratorischen Alkalose: dabei kommt es zu einer Störung des Säure-Basen-Verhältnis, was eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit nach sich ziehen kann).
- Um die eigene Körperwärme zu verringern, frisst die Kuh weniger; so sinkt auch die Milchleistung.
- Die Kuh trinkt mehr: pro Temperaturanstieg um ein Grad werden zirka 1,2 kg Wasser mehr aufgenommen.
- Körpertemperatur steigt insgesamt an (Hyperthermie).
- Durch erhöhte Körpertemperatur und stressbedingten Anstieg der Kortisolkonzentration im Blut
- →reduzierte Reproduktionsleistung (abnormale Zyklen, verminderte Fruchtbarkeit, erhöhte embryonale Sterblichkeit).
- Änderung des Verhaltens: → aktives Suchen nach „angenehmeren“ Plätzen, verringerte Liegezeiten, da im Liegen weniger Körperoberfläche zur Wärmeabgabe zur Verfügung.
Wie beurteilt man die Gefährdung durch Hitzestress?
Verschiedene Klimaparameter beeinflussen, ab wann Hitzestress für Kühe entsteht, z. B. Lufttemperatur, rel. Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit, Wärmeeinstrahlung. Um festzulegen, wann eine Hitzestresssituation vorliegt und wie hoch das Gefährdungspotenzial für die Tiere ist, wurde der TH-Index (Temperature-Humidity-Index) entworfen, der sich aus Lufttemperatur und rel. Luftfeuchtigkeit berechnen lässt. Der THI bietet die Möglichkeit, die vorliegende Belastung für das Tier einzuschätzen. (siehe Abbildung).
In der Abbildung zum THI ist auch sehr gut beschrieben, bei welchem Wert welche Symptome / Folgen auftreten (können). Hitze wirkt sich aber nicht nur direkt auf die Tiere aus, sondern hat auch indirekt ihre Auswirkungen, da je nach Management auch die Futtermittel von der Hitze betroffen sind. Hier sind daher ein paar praktische Hinweise für heiße Tage, die unbedingt beachtet werden sollten.

1. PROBLEM FUTTERERWÄRMUNG
- Täglich alle Rationen auf Nacherwärmung kontrollieren und bei Bedarf mit öko-zugelassenen Produkten stabilisieren.
- Silostock täglich auf Nacherwärmung prüfen und bei bestehender Erwärmung den Vorschub erhöhen. Falls nicht möglich, anderweitige Maßnahmen ergreifen, denn: Nacherwärmtes Futter richtet bei den Tieren erheblichen Schaden an. Daher auch keine warmen Futterreste an andere Tiere verfüttern!
- Futtertisch und Fahrsilo sauber halten – keine Futterreste am Boden liegen lassen und aufladen (auch wegen Nacherwärmung).
- Kraftfuttersilos regelmäßig kontrollieren: Ist das Kraftfutter frisch, kalt und trocken? Und unbedingt das Haltbarkeitsdatum einhalten!
2. FÜTTERUNG
- Die Wasserversorgung ist im Sommer noch wichtiger als sonst. Daher unbedingt täglich Wassertröge reinigen und einen ausreichenden Wasserzulauf sicherstellen – um das Saugtrinkbedürfnis der Kühe zu befriedigen, sollte die Durchflussrate mindestens 20 Liter/Min betragen. Am besten sind Trogtränkebecken mit Schwimmerventilen oder Ventiltrogtränken mit Wasservorrat, da die Tiere hier viel Wasser in großen Zügen aufnehmen können. Zudem ist es wichtig, dass ausreichend Tränken vorhanden sind. Und die Wasserqualität muss ebenfalls einwandfrei sein – hierauf muss bei eigenen Wasserquellen besonders geachtet werden. Diese Punkte gelten auch für die Wasserversorgung auf der Weide.
- Täglich das Wiederkauen überprüfen – pro Hochkoppen sollten es zwischen 50 und 70 Wiederkauschläge sein. Wenn die Tiere zu wenig wiederkauen, ist entweder zu wenig Struktur im Futter oder die Tiere fressen insgesamt zu wenig Struktur (= Grobfutter). Bei Bedarf Ration anpassen. Die Kunst ist es, Strukturfutter und Energie ausgeglichen in den Wiederkäuer zu bekommen, denn:
- Zur Kühlung der Körpertemperatur benötigen Wiederkäuer Energie. Es muss also gleichzeitig auch auf ausreichende Energiekonzentration in der gefressenen Ration geachtet werden. Dies sollte vor allem vor dem Hintergrund beachtet werden, da ja bei Hitzestress die Futteraufnahme zurückgehen kann (= weniger Aufnahme von Energie). Beim Kraftfutter pansenbeständige, langsam verfügbare Stärkekomponenten mit einsetzen (zum Beispiel Körnermais), vor allem wenn junges, frische Gras gefüttert wird (Zuckergehalte sind dort höher). Idealerweise die Ration mit einem Fütterungsberater einstellen/besprechen.
- Die Mineralstoff- und Spurenelementversorgung um 20 Prozent über die Normwerte erhöhen. Einige Elemente werden bei Hitzestress stärker ausgeschieden.
3. LÜFTUNG UND KÜHLUNG - Für ausreichend Luftbewegung im Stall sorgen. Dafür sind in den meisten Ställen Ventilatoren notwendig. In der Außenwand angebracht bringen sie frische Außenluft in den Stall, um den Luftaustausch zu erhöhen. Weitere Ventilatoren im Innenbereich sorgen für einen Abkühlungseffekt bei den Tieren. Bezüglich Platzierung und Art der Ventilatoren lohnt es sich, eine:n Berater:in hinzuzuziehen. Wichtig ist, dass im Liegebereich ausreichend Luftbewegung herrscht, da sonst die Kühe zu wenig liegen. Liegen entlastet nämlich die Klauen (und ganz nebenbei wird auch mehr Milch produziert). Andernfalls ist die Gefahr von Klauenrehe und Folgeklauenerkrankungen noch höher.
- Ventilatoren am AMS vertreiben lästige Fliegen und erleichtern das Melken.
- Kuhduschen werden von den Tieren recht gern angenommen. Diese können entweder gekauft oder auch selbst mit einem Gartenschlauch gebaut werden. Hierzu gibt es einen guten Artikel auf agrarheute:
https://www.agrarheute.com/tier/rind/kuhdusche-selberbauen-so-gehts-richtig-570484
Aber ACHTUNG: die Kuhduschen sollten nicht so lange am Stück laufen, dass die Tiere lieber unter den Duschen stehen und dafür weniger liegen. Siehe oben zum Thema Liegen. Hier gilt grundsätzlich: Ventilatoren nicht zu spät einschalten. Die Anlagen müssen schon laufen, wenn bereits milder Hitzestress besteht (siehe Temperatur-Luftfeuchte-Index THI).
Hitze im Stall und auf der Weide?
Hitzestress kann überall auftreten – sowohl im Stall als auf der Weide. Denn hohe Temperaturen, hohe Luftfeuchte und zu wenig Luftbewegung können sowohl im als auch außerhalb des Stalls der Fall sein. Entscheidend ist also immer die Ausstattung des Stalls und der Weide.
Quelle: https://www.lfl.bayern.de/hitzestress, 03.04.25
Katharina Loibl ist Biokreis-Beraterin für Oberbayern Süd.