Gegen das Wasserkreuzkraut

Wasser-Kreuzkraut
Praxisempfehlungen für den Umgang mit dem giftigen Kraut in extensivem Feuchtgrünland.
Von Marie-Therese Krieger, Harald Albrecht, Ursula Dawo, Klaus Gehring und Johannes Kollmann

Kreuzkräuter enthalten Giftstoffe, die für Tiere und Menschen schädlich sind. Dabei werden in landwirtschaftlich genutztem Grünland vor allem zwei einheimische Arten zunehmend zur Herausforderung. Während das auf trockeneren Böden beheimatete Jakobs-Kreuzkraut durch gezielten häufigen Schnitt zurückgedrängt werden kann, fördert diese Methode die Regeneration des Wasser-Kreuzkrauts. Zwei Forschungsprojekte in Bayern und Baden-Württemberg haben deswegen alternative Bekämpfungsmöglichkeiten getestet.
Steckbrief der Problemart
Das lichtbedürftige Wasser-Kreuzkraut ist eine zwei- bis mehrjährige Pflanze. Es kann bis zu 60 cm hoch werden, die meiste Biomasse befindet sich aber in Bodennähe. Die Samenproduktion – bis zu 10.000 Samen pro Pflanze und Jahr – und die lange Keimfähigkeit der Samen fördern die Ausbreitung. Die Art kommt bevorzugt auf grundwasserbeeinflussten und staunassen Böden vor und wird durch hohe sommerliche Niederschläge begünstigt. Weitere Risikofaktoren sind offene Bodenstellen, eine vorjährige Nutzungsumstellung und Stickstoff-Düngung.
Bisher werden das Ausstechen und die chemische Einzelpflanzenbehandlung sowie wiederholte Mahd während der Blütezeit als Bekämpfungsmaßnahme empfohlen. Diese Methoden sind aber zeitintensiv und auf extensiv bewirtschaftetem Feuchtgrünland kaum anwendbar oder nicht zulässig.
Forschungsprojekt
Eine geeignete Maßnahme zur Schwächung von Wasser-Kreuzkraut ist die Verringerung der Lichtverfügbarkeit für die Pflanze, also eine Ausdunkelung. Das kann durch eine Verschiebung des Schnittzeitpunkts, weniger häufige Mahd oder vorübergehenden Nutzungsverzicht erreicht werden. Voraussetzung ist ein dichter Grünlandbestand.
Um die Wirksamkeit dieser Maßnahmen auf extensiv genutzten, naturschutzrelevanten Flächen zu untersuchen, führte der Lehrstuhl Renaturierungsökologie der Technischen Universität München (TUM) in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU), der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) sowie weiteren Projektpartnern ein fünfjähriges Forschungsprojekt durch (Abb. 1). Umgesetzt wurde die Ausdunkelung auf sechs Feuchtwiesen mit geringer Produktivität (bis 40 dt TM ha-1 a-1, Mahd ab Anfang Juli) im bayerischen und württembergischen Allgäu. An sieben weiteren, etwas produktiveren Flächen (60–80 dt TM ha-1 a-1, Mahd ab Mitte Juni) wurde neben der Ausdunkelung eine Anpassung der Mahd an die Blütezeit getestet. Ein weiteres Projekt wurde von der TUM und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) auf vierschürigen, ökologisch bewirtschafteten Wiesen (> 80 dt TM ha-1 a-1) durchgeführt. Hier wurden verschiedene Schnittfrequenzen (2 – 4 Schnitte), Schnitttechniken (Schnitt mit Abfuhr vs. Mulchen) und Düngeintensitäten (20 – 60 m³ ha-1a-1 Gülle) getestet. Im Folgenden werden die wichtigsten Praxisempfehlungen dieses Projekts dargestellt.
Vorsorge
Um eine Ausbreitung von Wasser-Kreuzkraut zu verhindern, muss der Eintrag von Samen unterbunden werden. Die Trocknung von belastetem Schnittgut auf noch nicht besiedelten Flächen oder die Verbreitung über Arbeitsgeräte und Hofdünger ist deshalb zu vermeiden. Da Wasser-Kreuzkraut von starkem Lichteinfall profitiert, kann eine angepasste, geringere Bewirtschaftungsintensität den Befall reduzieren und die Vermehrung eindämmen. Eine dichte Grasnarbe ohne Lücken verhindert darüber hinaus die Keimung neuer Kreuzkraut-Pflanzen. Vorhandene Lücken sollten durch eine Nachsaat mit unbelasteten Mischungen geschlossen werden.

Regulierung
Ausdunkelung durch Verringerung der Schnitthäufigkeit führte zu einem signifikanten Rückgang von Wasser-Kreuzkraut. Auf den geringproduktiven Flächen verringerte sich die Anzahl an Kreuzkrautpflanzen sowohl bei ein- bis mehrjährigem Mahdverzicht als auch bei Verschiebung der ersten Mahd in Kombination mit extensiver Festmistdüngung (Abb. 2a). Auf den mittelproduktiven Flächen erwies sich die Umstellung auf eine einschürige Herbst- oder Frühjahrsmahd mit Verzicht auf den zweiten Schnitt als effektive Bekämpfungsstrategie (Abb. 2b). Eine Wiederaufnahme der Nutzung als Herbstschnitt Anfang September (geringproduktive Flächen) sowie eine Rückkehr zu einer zweischürigen Mahd (mittelproduktive Flächen) ergaben jedoch einen erneuten Anstieg des Befalls. Auf den ökologisch neben regelmäßigem Ausstechen vor der Mahd eine Anpassung der Schnitte an die Blütezeit des Wasser-Kreuzkrauts für die deutlichste Verringerung des Befalls (Mahd Juli, August, Oktober mit Grüngutbergung und -entsorgung und 40 m³ ha-1 (20/10/10) Gülledüngung). Die erprobten Managementmaßnahmen zeigten außer einer Erhöhung des Gräseranteils kaum negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt
der Feuchtwiesen.
Insgesamt erwies sich der Ansatz der Ausdunkelung als zielführend, um das Vorkommen von Kreuzkraut-Pflanzen in wenig produktiven Feuchtgrünland zu reduzieren. Eine Brachlegung der geringproduktiven Flächen sowie eine Umstellung auf eine jährliche Mahd im Herbst auf den mittelproduktiven Standorten waren dabei besonders wirksam. Bei intensiver genutzten Flächen erwies sich eine Anpassung der Schnittzeitpunkte an die Blütezeit des Wasser-Kreuzkrauts als effektivste Strategie.


Nachsorge
Die Regulierungsmaßnahmen sollten den Standortbedingungen entsprechend gewählt und so lange durchgeführt werden, bis eine deutliche Reduktion der Art eintritt. Dies kann bis zu drei Jahre dauern. Um einen erneuten Befall zu vermeiden, sollte die Bewirtschaftung langfristig angepasst werden. Auf geringproduktiven Flächen (<40 dt/ha) empfiehlt sich eine einschürige Mahd ab Anfang Juli im Wechsel mit einer einschürigen Herbstmahd. Auf mittelproduktiven Flächen (60–80 dt/ha) sollte ebenfalls eine Umstellung auf eine einschürige Mahd im Frühsommer oder Herbst, abwechselnd mit einer zweischürigen Nutzung erfolgen. Bei Wiederaufnahme der regulären Nutzung ist auf dichte Bestände zu achten, offene Bodenstellen sind zu vermeiden. Eine erneute Ausbreitung sollte durch Mahd bei Blühbeginn und Ausstechen verhindert werden, da es derzeit noch keine verfügbaren technischen Möglichkeiten zur Regulierung gibt. Ein Einsatz des RumboJet gegen Wasser-Kreuzkraut wird derzeit geprüft. Bei Naturschutz-Flächen ist eine regelmäßige Überprüfung des Befalls und eine behördliche Absprache angebracht.
Ausführliche Projektberichte:
TUM – Extensives Grünland: www.lfu.bayern.de/natur/kreuzkraeuter/index.htm
TUM & LfL – Ökologisches Grünland: www.lfl.bayern.de/publikationen/informationen/104428/index.php