Ein Ort für Pferdegesundheit
Immer mehr Pferde leiden unter Atemwegserkrankungen. Pferdetherapeutin Rebecca Kendlinger hat auf dem Biokreis-Betrieb Kendlinger einen Pensionsstall geschaffen, der betroffenen Tieren maximal gerecht wird.
Seit 1986 betreibt die Familie Kendlinger ihren Hof nach den Grundsätzen der biologischen Landwirtschaft. Ursprünglich als klassischer Milchviehbetrieb konzipiert, hat sich der Hof im Laufe der Zeit weiterentwickelt und eine neue Richtung eingeschlagen: Im Jahr 2024 habe ich mit meinem Mann Sebastian einen Bio-Pensionsstall für Pferde mit Atemwegserkrankungen eröffnet. Dieses besondere Konzept vereint moderne Tiertherapie mit nachhaltiger Landwirtschaft und zeigt, wie viel Herzblut und Fachwissen in einem innovativen Ansatz für Pferdegesundheit stecken. Die Kombination „Bio-Landwirt trifft auf Pferdetherapeutin“ ist hier einzigartig und unschlagbar. Der Familienhof Kendlinger in Bayern verkörpert über Generationen die Grundsätze des Biokreis. Die Entscheidung, einen Pensionsstall für Pferde mit Atemwegserkrankungen zu eröffnen, basiert auf meiner Expertise als erfahrene Reitlehrerin und Pferde-Osteopathin. Mein Wissen und meine Erfahrung – von der klassischen Reitlehre über Osteopathie bis hin zu modernen Therapiemethoden wie Bioresonanz, Lasertherapie und kinesiologischem Taping – flossen in das Konzept des Stalls ein.
Durchdachte Haltung für atemwegserkrankte Pferde
Die Unterbringung atemwegserkrankter Pferde erfordert spezifische Rahmenbedingungen, um die Tiere optimal zu unterstützen. Daher entwickelten wir einen Stall mit Paddock-Boxen und einem auf Hygiene und Luftqualität ausgelegten Konzept. Die Boxen sind staubarm ausgestattet: Sägemehl und entstaubtes Feinstroh sorgen dafür, dass die Luftbelastung für die Pferde minimal bleibt. Hygienische Maßnahmen sind ebenfalls umfassend geplant – von den betonierten Zwischenwänden bis zur regelmäßigen Reinigung mit Wasser und effektiven Mikroorganismen. Die effektiven Mikroorganismen wurden nicht nur im Beton und in der Wandfarbe eingesetzt, sondern werden täglich versprühnebelt, was für ein positives Stallklima sorgt und die Luftqualität verbessert. Um Staub im Innenraum zu vermeiden, erfolgt die Fütterung im Außenbereich. Die Pferde erhalten bedampftes Heu und haben Zugang zu Heuraufen auf dem jeweiligen Paddock, der halbseitig überdacht ist und so sowohl Schutz als auch Frischluft bietet. Das heißt die Pferde können witterungsunabhängig ganzjährig am Paddock verweilen, ohne nass zu werden.
Optimale Luft- und Fütterungsbedingungen
Ein weiteres wichtiges Element ist die Lüftung des Stalls: Eingebaut wurde ein halboffener Lichtfirst, der Frischluft ohne Zugluft ermöglicht und den Ammoniakgehalt in der Luft minimiert. Die Luftzirkulation sorgt dafür, dass Stäube und andere Partikel nach oben abgeleitet werden, was die Lungen der Pferde zusätzlich entlastet. Auch die Fütterung folgt strengen Prinzipien: Die Pferde erhalten bedampftes Heu und biologisch angebautes Futter von den hofeigenen Feldern. Dieses Heu ist qualitativ hochwertig, doch ergänzende Nährstoffe wie Mineralien und Spurenelemente werden ganzjährig zugefüttert, um die Pferde optimal zu versorgen. Nur wenn dem Organismus alle Vitamine, Mineralien und Spurenelemente zur Verfügung gestellt werden, kann der Stoffwechsel optimal und reibungslos funktionieren. Das ist ebenfalls ein wichtiger Grundpfeiler für ein dauerhaft stabiles Pferd, vor allem bei chronisch kranken Tieren.
Fokus auf Ursachenforschung und Gesundheit
Ich weiß aus meiner osteopathischen Praxis, dass der Gesundheit der Pferde komplexe Zusammenhänge zugrunde liegen. Aus diese Grund setze ich auch im Stallkonzept auf eine fundierte Ursachenforschung: Neben der regelmäßigen Kontrolle der Zähne, die bei Bedarf von einem spezialisierten Pferdezahnarzt durchgeführt wird, gehören auch Kotprobenanalysen zur Routine. Diese Untersuchungen helfen, Parasitenbefall zu erkennen und gegebenenfalls gezielt zu behandeln. Auch die Hufe werden regelmäßig geprüft, da eine korrekte Hufbearbeitung die Belastung der Lunge positiv beeinflussen kann. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Darmgesundheit: Ein gesunder Darm stärkt das Immunsystem und ermöglicht den Pferden, auf äußere Einflüsse stabiler zu reagieren. Die Darmgesundheit wird durch eine abgestimmte Mineralisierung, regelmäßige Darmreinigungen und eine gezielte Zellreinigung gefördert. Ein breites Netzwerk an Expert:innen unterstützt meine Therapie. So werden alle Puzzleteile zusammengefügt und teilweise komplexe Vorgänge kombiniert.
Therapievielfalt für individuelle Bedürfnisse
Neben den grundlegenden Maßnahmen biete ich eine Reihe spezialisierter Therapien an, die den Heilungsprozess unterstützen. Mit Osteopathie, Bioresonanz, Lasertherapie und kinesiologischem Taping können Blockaden gelöst und die Muskulatur entspannt werden, was den Atemwegserkrankungen entgegenwirkt. Auch Narben werden entstört, um den Energiefluss im Körper zu harmonisieren. Die Vielseitigkeit dieser Therapieformen stellt sicher, dass auf die individuellen Bedürfnisse jedes Pferdes eingegangen werden kann und die Gesundheit ganzheitlich gefördert wird.
Beratung und Unterstützung für Ställe im In- und Ausland
Inzwischen arbeite ich deutschlandweit und betreue sogar Kundschaft aus der Schweiz, Ungarn und Spanien. Aufgrund der positiven Resonanz und der Nachfrage biete ich meine Expertise auch anderen Stallbetreibenden an, die ihren Betrieb entsprechend für allergieanfällige Pferde umgestalten möchten. Interessierte Betriebe können sich von mir beraten lassen und erhalten Unterstützung beim Umbau ihrer Ställe, um ebenfalls eine gesundheitsschonende Umgebung für Pferde mit Atemwegserkrankungen zu schaffen. Aus meiner Sicht müssen sich Stallbetreibende zwangsläufig mit diesem Thema auseinandersetzen, da die Anzahl an Pferden, die an Atemwegsproblemen leiden, stetig zunimmt.
Ausblick und Vision
Mit meinem neuen Bio-Pensionsstall und meinem Beratungsangebot für andere haben wir eine Möglichkeit geschaffen, unseren Hof zu einem ganzheitlichen Ort für Pferdegesundheit und nachhaltige Landwirtschaft zu machen. Die Mitgliedschaft im Biokreis bietet uns dabei Unterstützung und die Möglichkeit zum Austausch mit Gleichgesinnten. In Zukunft möchten wir unser Konzept weiter verfeinern und unsere Expertise noch breiter zur Verfügung stellen. So wird unser Hof nicht nur zu einem Rückzugsort für Pferdebesitzer:innen, die eine fachkundige und ganzheitliche Betreuung suchen, sondern auch zu einem inspirierenden Modell für andere Betriebe.
Die Autorin Rebecca Kendlinger betreibt mit ihrem Mann Sebastian
einen Bio-Pensionsstall für Pferde mit Atemwegserkrankungen.