Stillstand bei der Öko-Forschung wäre mehr als bitter
Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW),
über die Folgen vorgezogener Neuwahlen.
Was bedeutet es für Bio, wenn die Ampel sich vorzeitig auflöst?
Die Gesetzgebung zum Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung wird nun nicht mehr kommen. Aber das hätte die Bio-Höfe nicht weiter berührt, da sie diese Form der Haltung nicht praktizieren. Von Bedeutung ist der Stillstand bei der Ausweitung der staatlichen Haltungskennzeichnung. Die Ausweitung über frisches Schweinefleisch hinaus auf verarbeitete Produkte und Rinder steht nun erst einmal still. Bio hat bei der Kennzeichnung eine eigene Stufe, wofür wir uns stark eingesetzt haben.
30 Prozent der Agrarforschungsmittel sollten ja in den Ökolandbau gehen. Dieses Ziel ist nicht festgeschrieben worden?
So ist es. Wir lagen vor Cem Özdemir bei gerade einmal zwei Prozent Öko-Anteil in der Agrar-Forschung. Der anvisierte Umbau der Forschung Richtung Bio hätte Haushaltsbeschlüsse erfordert, die nun nicht mehr getroffen werden. Der womöglich resultierende Stillstand bei der Öko-Forschung wäre mehr als bitter.
Und wie sieht es mit dem Ziel eines 30-Prozent- Bio-Anteils auf den Feldern und in den Regalen aus?
Das Ziel bleibt richtig, aber es hätte von vornherein ein deutlich stärkeres Umsteuern von Seiten der Politik gebraucht, um Bio zu stärken. Zum Glück sind die Konsument:innen verbindlicher beim Einkauf. Der Absatz von Bio-Lebensmitteln ist im dritten Quartal um zehn Prozent mehr gewachsen als im Vorjahr – und damit deutlich mehr als der von konventionellen Lebensmitteln.
Müssen wir uns um Bio angesichts von Neuwahlen insgesamt sorgen?
Nein. Wichtig ist, dass wir schnell eine handlungsfähige Regierung bekommen und wichtige Reformen angepackt werden. Bio ist und bleibt das Anbau- und Ernährungssystem, das effizient und gemeinsam mit Bäuerinnen und Bauern, Verarbeiter:innen, Handel und Verbraucherschaft den notwendigen Umbau gestaltet, um Biodiversität und Klima zu schützen.
Der EU-Rechnungshof hat sogar jüngst angemahnt, dass sowohl die Kommission als auch die Mitgliedsländer mehr für Bio tun müssen – und zwar für die Fortentwicklung der gesamten Wertschöpfungskette.
red / Quelle BÖLW