Mit den „Großen“ am Tisch

Hohe Erwartungen an EBAF – und doch mit Vorsicht zu genießen. Kommentar von Simon Krischer, Geschäftsführer Biokreis e.V.
Manch einer nennt es eine zweite Kommission, könnte man es auch Schattenkabinett nennen? So oder so, die Erwartungen an das neu gegründete EBAF sind hoch! Als direktes Resultat aus dem Strategischen Dialog haben Kommissionspräsidentin von der Leyen und Kommissar Hansen ein hochkarätiges (wörtlich auf Englisch) „High-Level European Board of Agriculture and Food“ ins Leben gerufen. Erste Sitzungen haben bereits stattgefunden. Der Biokreis ist nicht direkt vertreten, allerdings über einen kleinen Umweg via IFOAM indirekt auch am Tisch. Jan Plagge in seiner Funktion als Europäischer IFOAM-Präsident vertritt stark die Interessen unserer Branche.
Die Kommission wünscht sich eine neue Kultur des Dialogs, des Vertrauens und der Beteiligung der Akteur:innen der Lebensmitteversorgungskette und der Zivilgesellschaft. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte: „Die Landwirtschaft ist das Herzstück der Zukunft Europas. Heute nutzen wir den Schwung des strategischen Dialogs zur Zukunft der Landwirtschaft in der EU, um Vertrauen aufzubauen und die Menschen zusammenzubringen. Der Europäische Ausschuss für Landwirtschaft und Ernährung soll die Komplexität der Agrarund Lebensmittelwertschöpfungskette abdecken, unsere Landwirtinnen und Landwirte unterstützen und ein widerstandsfähigeres, wettbewerbsfähigeres und nachhaltigeres Agrar- und Lebensmittelsystem vorantreiben.“ (https://germany representation.ec.europa.eu)
Landwirtschaftskommissar Christophe Hansen, der den Vorsitz des Beratungsgremiums übernimmt, sagte: „Der strategische Dialog zur Zukunft der Landwirtschaft hat gezeigt, dass Interessenvertreter mit offensichtlich divergierenden Interessen eine gemeinsame Grundlage finden können. Es gibt mehr Brücken, die uns verbinden, als Wände, die uns trennen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit zum Nutzen des Agrar- und Lebensmittelsektors der EU. So kann der Agrar- und Lebensmittelsektor der EU von ihren praktischen Erfahrungen profitieren.“ (https://germany.representation.ec.europa.eu) Das klingt natürlich richtig. Wie so vieles in Berlin und Brüssel ist allerdings auch dieses Projekt mit Vorsicht zu genießen. Dank der sehr transparenten Kommunikation der Kommission ob Mitgliederstruktur und Arbeitsabläufe kann jede:r interessierte Bürger:in die Zusammensetzung des Gremiums analysieren. Hinter dem Mitglied EuropaBio stehen beispielsweise BASF, Pfizer, Merck, Novartis oder auch Lilly. Ohne hier den Teufel an die Wand malen zu wollen, gilt es einfach, sehr genau hinzusehen, welche Interessen hier wie erfolgreich am Ende lobbyiert werden.
Unsere Branche muss mit den „Großen“ am Tisch sitzen, da besteht kein Zweifel. Wir müssen selbstbewusst vermitteln, dass die Zukunft einer gesunden Menschheit und einer nachhaltig resilienten Natur in der Art und Weise zu finden sind wie wir eben mit Natur und Tier umgehen. Umdenken dauert und kann nur beginnen, wenn man miteinander spricht. Daher freuen auch wir uns ob der Gründung dieses neuen Formats.