Watsche für den Käfer
Der „Beetle Collector“ befreit die Kartoffelpflanze auf mechanische Weise von ihrem Schädling.
Wie wird der Kartoffelkäfer in Zukunft reguliert? Angesichts des Klimawandels, der die Entwicklung des Schädlings auf den Kartoffelfeldern immer weiter begünstigt, stellen sich diese Frage nicht nur Forschende, sondern auch Ökolandwirt:innen. Einer von ihnen ist Michael Gallinger aus Halsbach im oberbayerischen Landkreis Altötting. Auch wenn der gelernte Maschinenbautechniker und Bauer im Nebenerwerb nur ein Tagwerk Kartoffeln kultiviert, war er nicht gerade glücklich über den „Haufen Arbeit“, den die Regulierung des Kartoffelkäfers auf seiner kleinen Fläche erforderte. Mit dem Essiggurkenglas in der Hand ging er früher durch und sammelte die Käfer per Hand ein. Auch den Laubsauger probierte er aus, war damit aber wenig erfolgreich, da die Larven zu schwer und mit wenig Oberfläche ausgestattet sind. Schließlich versuchte er, den Schädling abzuschlagen – mal mit dem Tennisschläger, mal mit dem Besen. Das Prinzip entwickelte er weiter. Ein weiches Förderbandmaterial aus robustem Gewebegummi erwies sich als optimaler Stoff. Um entsprechende Lappen zu bewegen und die Pflanzen damit schonend „abzuklatschen“, baute Michael Gallinger eine Maschine drumherum: den Beetle
Collector.
Marienkäfer und Spinnen krabbeln aus der Wanne
Seit 2018 fährt dieser nun mit fünf bis acht Kilometern pro Stunde drei Mal im Jahr zweireihig auf dem Kartoffelfeld von Michael Gallinger auf und ab. „Der Einsatz empfiehlt sich bereits, wenn die Pflanzen zehn bis 15 Zentimeter rausspitzen“, erklärt der Tüftler. Daher führt er den Beetle Collector bereits beim Aufhäufeln mit. Das Schütteln und Abschlagen erfolgt durch die Kunststofflappen, die an durch Ölmotoren angetriebenen Rotoren sitzen. Letztere laufen über jedem Kartoffeldamm gegenläufig, so dass das Laub zuerst in die eine und dann in die andere Richtung geschüttelt wird. Die Käfer und Larven werden dabei in darunter liegende Wannen aufgefangen und somit aus der Kultur entfernt. „Ein artenschädliches Pflanzenschutzmittel ist mit diesem Verfahren unnötig“, erklärt Michael Gallinger. Auch wenn beim Sammeln Nützlinge mit aufgefangen werden, gäbe es eine Möglichkeit, diese im Nachhinein wieder voneinander zu trennen. „Ich lasse die Wanne auf einem befestigten Untergrund offen stehen. Die meisten Marienkäfer und Spinnen krabbeln heraus.“
Und die Käfer? „Diese Frage stellt jeder“, sagt Michael Gallinger. Die Empfehlung des Julius-Kühn-Instituts laute: Schnell abtöten mit kochendem Wasser und anschließend kompostieren. „Die chemische Keule wäre viel schlimmer, denn sie geht auf das Nervensystem der Käfer und tötet sehr langsam“, weiß der Landwirt. Er habe auch schon versucht, sie den Hühnern zu füttern, die sie jedoch verschmähten. Eine weitere Überlegung sei, sie alternativ als Fischfutter zu verwenden.
Das FibL Schweiz hat die Methode von Michael Gallinger geprüft und attestiert im Forschungsbericht: Das Gerät „Beetle Collector“ zum Absammeln der Kartoffelkäfer funktionierte im Praxistest sehr gut. Kritikpunkt: Der Anteil an Beifang nahm mit steigendem Absammelerfolg beim Kartoffelkäfer zu. Bei den Maschineneinstellungen sollte also ein Kompromiss zwischen hoher Absammelrate beim Kartoffelkäfer und dem Reduzieren des Beifanganteils angestrebt werden.
Mittlerweile hat Michael Gallinger verschiedene Typen seines „Beetle Collectors“ im Angebot und vertreibt diese über eine eigene Firma. Für größere Flächen gibt es die vierreihige Variante, für kleinere die einreihige Handmaschine, die beispielsweise gerne von SoLaWis genutzt wird. Das Standardmodell mit Akkuschrauber zum Schieben kostet 1750 Euro netto. Einen elektrischen Fahrantrieb als Schiebeunterstützung gibt es gegen Aufpreis dazu. Michael Gallingers Kundschaft kommt bisher ausschließlich aus der Ökolandwirtschaft.