Sanfte Technik – Ökolandbau für die Artenvielfalt
Liebe Leser:innen,
unsere Landschaften haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Die Intensivierung der Landwirtschaft führte zur Zerstörung vieler Lebensräume. Schläge wurden größer, artenreiche Wiesen, Hecken, Kleingewässer gingen verloren und mit ihnen die Vielfalt von Bakterien, Pilzen, Pflanzen, Insekten, Amphibien, Vögeln und Säugetieren. Ein Beispiel: Laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) haben die Bestände des Rebhuhns seit den 80er-Jahren um 91 Prozent abgenommen. Als wichtigste Gründe nennt der NABU die Intensivierung der Landwirtschaft und den Rückgang der Insekten. Ähnlich verhält es sich bei Feldhamster, Ringelnatter, Gartenschläfer und vielen anderen. Und das gleiche gilt für zahlreiche Pflanzenarten wie Bärwurz, Moorveilchen oder auch Emmer.
Naturschutzorganisationen schlagen Alarm, dass der Verlust der Biodiversität eine der größten Bedrohungen unserer Zeit darstellt. Denn Böden brauchen Lebewesen, Pflanzen brauchen Bestäuber, Luft und Wasser Nützlinge. Von funktionierenden Ökosystemen profitiert die Landwirtschaft auf vielen Ebenen. Und obwohl dies alles längst bekannt ist, tragen auch aktuelle Entwicklungen zu einer zusätzlichen Bedrohung der Artenvielfalt bei. Unter dem Vorwand der Entbürokratisierung wurden auf EU-Ebene die Regelungen zu Brachflächen außer Kraft gesetzt. Dass Pestizid-Zulassungen verlängert werden, ist fast schon an der Tagesordnung. Und die im Raum stehende Deregulierung der Gentechnik-Gesetze bedroht massiv die Vielfalt von Pflanzen.
Der Ökolandbau zeigt seit vielen Jahren, wie eine artenfreundliche Landwirtschaft ohne den Einsatz chemischsynthetischer Pflanzenschutzmittel funktioniert. Doch Ökolandwirt:innen wissen: Das macht an vielen Stellen viel Arbeit. Hier sollen neue Techniken ansetzen. Wir zeigen in dieser Ausgabe, wie Roboter bei der Bewirtschaftung kleiner Schläge unterstützen (S. 12-15 ), welche Rolle die Art der Mahd für die Biodiversität spielt (S. 16-17), wie Solarparks artenfreundlich gestaltet werden können (S. 18-19 ), mit welchen Techniken Honigbienen wieder leichter auf den Höfen integriert und damit zu Schlüsselinsekten für die Artenvielfalt werden könnten (S. 20-21 ), wie lebensraumgestaltende Rehe via Drohneneinsatz geschützt werden (S .22-23 ) sowie eine neue Art der mechanischen Schädlingsbekämpfung (S. 24-25 ).
Doch Technik bringt nicht nur Vorteile mit sich: Wo geht sie in Konkurrenz zum Menschen? Wo birgt sie mehr Aufwand als Gewinn? Verdrängt sie bäuerliche Strukturen? Löst sie sich aufgrund stetiger Neuerungen selbst ständig ab und steht damit einem langfristigen zuverlässigen Einsatz im Wege? Welche Auswirkungen haben sie auf das Berufsbild „Landwirt:in“? Und was verlangt sie den Menschen ab? Diese Fragen müssen für die Zukunft gestellt und beantwortet werden.
Wir veranschaulichen in dieser Ausgabe der BioNachrichten technische Möglichkeiten für den Einsatz im Ökolandbau. Fest steht: Artenvielfalt braucht die Ökolandwirtschaft. Was sie dabei unterstützen kann, sollte unter die Lupe genommen werden. Schaut hierfür in unser Heft „Sanfte Technik – Ökolandbau für die Artenvielfalt“! Einen schönen Herbst mit etwas Muße zum Lesen wünscht Euch
Eure